Wird die Bestimmung des früheren atmosphärischen CO2 durch Gasdiffusion im Eis mit zunehmendem Alter ungenauer?

Antwort

Ja, das ist korrekt. Die Bestimmung früherer atmosphärischer CO₂-Konzentrationen anhand von Luftblasen in Eisbohrkernen wird tatsächlich ungenauer, je weiter man in die Vergangenheit zurückgeht. Das liegt vor allem an folgenden Faktoren: 1. **Diffusion von Gasen im Eis:** Gase wie CO₂ können im festen Eis sehr langsam diffundieren. Über sehr lange Zeiträume (Jahrtausende bis Hunderttausende Jahre) kann es zu einem gewissen Austausch zwischen den eingeschlossenen Luftblasen und dem umgebenden Eis kommen. Dadurch können sich die ursprünglichen Konzentrationen verändern. 2. **Alterungsprozesse des Eises:** Mit zunehmendem Alter des Eises werden die Luftblasen durch den Druck des darüberliegenden Eises immer kleiner und können sich teilweise auflösen oder miteinander verschmelzen. Das kann die Zusammensetzung der eingeschlossenen Gase beeinflussen. 3. **Zeitliche Auflösung:** Je älter das Eis, desto stärker ist die Luft in den Blasen bereits „gemischt“, bevor sie vollständig eingeschlossen wird. Das bedeutet, dass die Luft in sehr alten Eisschichten nicht mehr einen kurzen Zeitraum, sondern einen längeren Zeitraum repräsentiert. Dadurch wird die zeitliche Auflösung schlechter. 4. **Chemische Reaktionen:** Über sehr lange Zeiträume können auch chemische Reaktionen zwischen den Gasen und dem Eis stattfinden, was die ursprüngliche Zusammensetzung verändern kann. Trotz dieser Unsicherheiten liefern Eisbohrkerne sehr wertvolle und relativ zuverlässige Daten über die Entwicklung der atmosphärischen CO₂-Konzentration über Hunderttausende von Jahren. Die Unsicherheiten nehmen jedoch mit zunehmendem Alter des Eises zu, und die Werte für sehr alte Zeiträume sind daher mit größeren Fehlerbalken behaftet. Weitere Informationen findest du z.B. beim [Alfred-Wegener-Institut](https://www.awi.de/im-fokus/eisbohrkerne.html) oder beim [British Antarctic Survey](https://www.bas.ac.uk/data/our-data/publication/ice-cores-and-climate-change/).

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