Was ist mit Darstellung des Stigmas oder Anpassung an die Rolle des Stigmatisierten bei Erving Goffman gemeint?

Antwort

Erving Goffman, ein bedeutender Soziologe, hat in Werk "Stigma: Über Techniken der Bewältigung beschädigter Identität" (1963) das Konzept des Stigmas ausführlich untersucht. Mit der "Darstellung des Stigmas" und der "Anpassung an die Rolle des Stigmatisierten" beschreibt er, wie Menschen, die ein Stigma tragen, mit ihrer sozialen Identität umgehen und sich in der Gesellschaft positionieren. 1. **Darstellung des Stigmas**: Dies bezieht sich darauf, wie stigmatisierte Personen ihr Stigma in sozialen Interaktionen präsentieren oder verbergen. Goffman unterscheidet zwischen verschiedenen Strategien: - **Offenlegung**: Das bewusste Offenlegen des Stigmas, um Missverständnisse zu vermeiden und die eigene Identität zu klären. - **Verbergen**: Das Verstecken des Stigmas, um Diskriminierung oder negative Reaktionen zu vermeiden. - **Tarnung**: Das aktive Bemühen, das Stigma zu verschleiern oder zu maskieren. 2. **Anpassung an die Rolle des Stigmatisierten**: Dies beschreibt, wie stigmatisierte Personen ihre Identität und ihr Verhalten an die Erwartungen und Reaktionen der Gesellschaft anpassen. Goffman identifiziert verschiedene Anpassungsstrategien: - **Annahme der Rolle**: Die Akzeptanz des Stigmas und die Anpassung des eigenen Verhaltens an die damit verbundenen gesellschaftlichen Erwartungen. - **Widerstand**: Das aktive Bekämpfen der stigmatisierenden Zuschreibungen und das Bemühen, die eigene Identität unabhängig vom Stigma zu definieren. - **Kompensation**: Das Überkompensieren des Stigmas durch besondere Leistungen oder Verhaltensweisen, um Anerkennung und Akzeptanz zu erlangen. Goffmans Analyse zeigt, dass der Umgang mit Stigma komplex und vielschichtig ist und stark von den sozialen Kontexten und den individuellen Strategien der betroffenen Personen abhängt.

Kategorie: Soziologie Tags: Stigma Goffman Rolle
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