Ist der freie Wille des Menschen wirklich frei, wenn Gott ihn immer schon kannte und vorauswusste?

Antwort

Die Frage, ob der freie Wille mit Gottes Allwissenheit vereinbar ist, ist ein zentrales Thema der Philosophie und Theologie. Es gibt dazu verschiedene Positionen: 1. **Klassische Theisten** argumentieren oft, dass Gottes Wissen über zukünftige Handlungen nicht bedeutet, dass diese Handlungen nicht frei sind. Nach dieser Sicht weiß Gott zwar, was du tun wirst, aber du tust es trotzdem aus freiem Willen – Gottes Wissen „folgt“ sozusagen deiner Entscheidung, es verursacht sie nicht. 2. **Deterministische Sichtweise** besagt, dass wenn Gott schon immer weiß, was du tun wirst, du gar nicht anders handeln kannst – dein Wille wäre also nicht wirklich frei. 3. **Molinismus** (nach Luis de Molina) versucht, beide Aspekte zu vereinen: Gott weiß, was du in jeder möglichen Situation aus freiem Willen tun würdest („middle knowledge“), aber du entscheidest dich trotzdem frei. 4. **Offenheitstheologie** geht davon aus, dass Gott die Zukunft nicht in allen Details kennt, sondern nur alle Möglichkeiten – so bleibt der freie Wille unangetastet. Ob der Wille also wirklich frei ist, wenn Gott alles weiß, hängt davon ab, wie man Freiheit und Allwissenheit definiert. Es gibt keine allgemein anerkannte Antwort, sondern verschiedene philosophische und theologische Deutungen.

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