Wie entwickelte sich das berufliche Selbstverständnis in der Pflege und welche Perspektiven gibt es?

Antwort

Das berufliche Selbstverständnis in der Pflege beschreibt, wie Pflegekräfte ihre Rolle, Aufgaben und Verantwortung im Gesundheitswesen wahrnehmen und definieren. Es ist ein zentrales Element für die Identität des Berufs und beeinflusst sowohl das professionelle Handeln als auch die Entwicklung des Pflegeberufs insgesamt. **Geschichte:** Historisch war Pflege lange Zeit eng mit Fürsorge, Nächstenliebe und oft auch religiöser Motivation verbunden. Im 19. Jahrhundert prägte Florence Nightingale das moderne Berufsbild der Pflege, indem sie wissenschaftliche Erkenntnisse, Hygiene und Organisation in die Pflegepraxis einführte. In Deutschland und anderen Ländern war Pflege bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ein vorwiegend weiblich geprägter, hierarchisch untergeordneter Beruf, der sich stark an ärztlichen Anweisungen orientierte. Mit der Professionalisierung und Akademisierung der Pflege ab den 1970er Jahren wandelte sich das Selbstverständnis: Pflege wurde zunehmend als eigenständige, wissenschaftlich fundierte Disziplin verstanden. Pflegekräfte begannen, ihre Aufgaben nicht nur als Ausführung ärztlicher Anordnungen, sondern als eigenverantwortliche, ganzheitliche Betreuung und Begleitung von Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen zu sehen. **Perspektiven:** Heute steht das berufliche Selbstverständnis der Pflege im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne. Wichtige Aspekte sind: - **Eigenständigkeit und Verantwortung:** Pflegekräfte verstehen sich zunehmend als eigenverantwortliche Fachpersonen, die komplexe pflegerische Entscheidungen treffen und Patient:innen sowie Angehörige beraten. - **Wissenschaftliche Fundierung:** Die Akademisierung und Forschung in der Pflege stärken das Selbstbewusstsein und die fachliche Unabhängigkeit. - **Interprofessionelle Zusammenarbeit:** Pflege sieht sich als gleichwertiger Partner im multiprofessionellen Team, der eigene Kompetenzen und Perspektiven einbringt. - **Patientenorientierung:** Im Mittelpunkt steht die individuelle, ganzheitliche Versorgung und Förderung der Selbstbestimmung der zu Pflegenden. - **Gesellschaftliche Rolle:** Pflegekräfte engagieren sich zunehmend auch politisch, um auf Missstände aufmerksam zu machen und die Rahmenbedingungen des Berufs zu verbessern. **Zukunftsperspektiven:** Das Selbstverständnis der Pflege wird sich weiterentwickeln – hin zu mehr Autonomie, Spezialisierung und gesellschaftlicher Anerkennung. Herausforderungen wie der demografische Wandel, Digitalisierung und Fachkräftemangel werden die Rolle der Pflege weiter verändern und neue Kompetenzen erfordern. **Fazit:** Das berufliche Selbstverständnis in der Pflege ist das Ergebnis eines langen historischen Prozesses und befindet sich weiterhin im Wandel. Es umfasst heute weit mehr als reine Fürsorge: Pflege ist ein eigenständiger, verantwortungsvoller und wissenschaftlich fundierter Beruf mit zentraler Bedeutung für das Gesundheitssystem.

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