Würde Nietzsche Raskolnikoff als Opfer der Sklavenmentalität sehen?

Antwort

Nietzsche würde Raskolnikoff, die Hauptfigur aus Dostojewskis Roman „Schuld und Sühne“, vermutlich nicht als klassisches Opfer der Sklavenmoral (Sklavenmentalität) betrachten, sondern als eine ambivalente Figur, die zwischen Herren- und Sklavenmoral schwankt. **Begründung:** - **Sklavenmoral** (nach Nietzsche, insbesondere in „Zur Genealogie der Moral“): Diese Moral entsteht aus Ressentiment der Schwachen gegenüber den Starken. Sie wertet Eigenschaften wie Demut, Mitleid und Gehorsam als „gut“ und verurteilt Stärke, Selbstbehauptung und Macht als „böse“. - **Herrenmoral**: Die Moral der Starken, die ihre eigenen Werte setzen und sich nicht an gesellschaftliche Konventionen halten. **Raskolnikoffs Position:** - Raskolnikoff sieht sich selbst als potenziellen „außergewöhnlichen Menschen“, der über die Moral der Masse hinausgehen darf – ein Gedanke, der Nietzsches Übermenschen-Idee ähnelt. - Sein Mord an der Pfandleiherin ist ein Versuch, sich über die herkömmliche Moral zu erheben (Herrenmoral). - Gleichzeitig wird er von Schuldgefühlen, Selbstzweifeln und Mitleid geplagt, was ihn wieder in die Sklavenmoral zurückzieht. **Nietzsches Sichtweise:** Nietzsche hätte vermutlich erkannt, dass Raskolnikoff zwar den Anspruch erhebt, sich über die Sklavenmoral zu erheben, aber letztlich daran scheitert, weil er von Schuld und Reue (Elemente der Sklavenmoral) überwältigt wird. Er ist also kein reines Opfer der Sklavenmentalität, sondern ein tragischer Grenzgänger zwischen beiden Moralsystemen. **Fazit:** Nietzsche würde Raskolnikoff eher als gescheiterten „Herrenmenschen“ sehen, der an der Sklavenmoral zerbricht, als als reines Opfer der Sklavenmentalität. Weitere Informationen zu Nietzsche findest du z.B. hier: https://www.friedrichnietzsche.de/ https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Nietzsche

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