Dominiert in der Katholischen Kirche weiterhin das Obrigkeitsdenken gegenüber den Gläubigen?

Antwort

Das Obrigkeitsdenken, also die starke Betonung von Hierarchie und Autorität, hat in der katholischen Kirche eine lange Tradition. Die Kirche ist nach wie vor hierarchisch aufgebaut, mit dem Papst an der Spitze, gefolgt von Kardinälen, Bischöfen, Priestern und Diakonen. Diese Struktur spiegelt sich auch in vielen Entscheidungsprozessen wider, bei denen die kirchliche Leitung oft das letzte Wort hat. Allerdings gibt es seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) verstärkte Bemühungen, die Rolle der Laien (also des „gläubigen Fußvolks“) zu stärken und sie stärker in das kirchliche Leben und in Entscheidungsprozesse einzubinden. In vielen Gemeinden und Diözesen gibt es heute Gremien wie Pfarrgemeinderäte oder Pastoralräte, in denen Laien mitwirken können. Trotz dieser Entwicklungen wird die katholische Kirche von vielen weiterhin als autoritär und von oben nach unten geführt wahrgenommen. Besonders bei Themen wie Frauenordination, Sexualmoral oder dem Umgang mit Missbrauchsfällen zeigt sich, dass die oberste Kirchenleitung oft wenig auf die Wünsche und Forderungen der Basis eingeht. Zusammengefasst: Das Obrigkeitsdenken ist in der katholischen Kirche weiterhin spürbar, auch wenn es Ansätze zu mehr Mitbestimmung und Beteiligung der Gläubigen gibt. Wie stark dieses Denken ausgeprägt ist, hängt oft von der jeweiligen Region, dem Bistum und den handelnden Personen ab.

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