Was bedeutet Liebe in der Psychoanalyse?

Antwort

In der Psychoanalyse, insbesondere nach Sigmund Freud, wird Liebe als ein komplexes psychisches Phänomen verstanden, das eng mit unbewussten Wünschen, Trieben und frühen Beziehungserfahrungen verbunden ist. Liebe ist dabei nicht nur ein Gefühl, sondern ein Zusammenspiel von bewussten und unbewussten Prozessen. Freud unterschied verschiedene Formen der Liebe, etwa die erotische Liebe (Eros), die auf sexuellem Begehren basiert, und die sogenannte Objektliebe, bei der sich die Libido (psychische Energie) auf eine andere Person richtet. Ein zentrales Konzept ist auch die Übertragung: In der psychoanalytischen Therapie kann es vorkommen, dass Patient*innen Gefühle (z.B. Liebe oder Hass), die ursprünglich auf wichtige Bezugspersonen in der Kindheit gerichtet waren, auf die Therapeut*in übertragen. Spätere Psychoanalytiker*innen wie Melanie Klein oder Donald Winnicott betonten die Bedeutung früher Bindungserfahrungen und die Rolle von Liebe und Hass in der Entwicklung des Selbst. Liebe wird hier auch als Fähigkeit verstanden, andere als eigenständige Individuen zu erkennen und zu akzeptieren. Zusammengefasst sieht die Psychoanalyse Liebe als ein vielschichtiges, oft widersprüchliches Gefühl, das von frühen Erfahrungen, unbewussten Konflikten und inneren Fantasien geprägt ist.

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