Wie vereint die Bohm’sche Interpretation Zufälligkeit und Determinismus und welche Vorteile bietet das Modell?

Antwort

Die Bohm’sche Interpretation (auch de-Broglie-Bohm-Theorie oder Pilotwellen-Theorie genannt) ist eine alternative Interpretation der Quantenmechanik. Sie versucht, die scheinbare Zufälligkeit quantenmechanischer Messungen mit einem zugrundeliegenden Determinismus zu vereinen. **Wie bringt die Bohm’sche Interpretation Zufälligkeit und Determinismus zusammen?** - **Determinismus:** In der Bohm’schen Interpretation bewegen sich Teilchen immer auf wohldefinierten Bahnen, die durch die sogenannte „Pilotwelle“ (die Wellenfunktion) gesteuert werden. Die Entwicklung dieser Bahnen ist vollständig durch die Anfangsbedingungen und die Schrödinger-Gleichung bestimmt – also deterministisch. - **Zufälligkeit:** Die scheinbare Zufälligkeit in Messergebnissen entsteht dadurch, dass wir die exakten Anfangsbedingungen (also die genaue Anfangsposition der Teilchen) nicht kennen. Die Verteilung dieser Anfangspositionen entspricht der Wahrscheinlichkeitsverteilung der Wellenfunktion (dem Betragsquadrat). Dadurch stimmen die statistischen Vorhersagen mit denen der Standard-Quantenmechanik überein. **Vorteile der Bohm’schen Interpretation:** 1. **Klarer Realismus:** Sie bietet ein anschauliches Bild der Quantenwelt, in dem Teilchen immer existieren und sich auf bestimmten Bahnen bewegen – unabhängig von Beobachtung oder Messung. 2. **Keine Messproblem:** Das sogenannte Messproblem der Quantenmechanik (Wann und wie „kollabiert“ die Wellenfunktion?) wird umgangen, da es keinen Kollaps gibt. Die Wellenfunktion entwickelt sich immer nach der Schrödinger-Gleichung weiter. 3. **Deterministische Grundlage:** Für diejenigen, die mit echter Zufälligkeit in der Natur hadern, bietet die Bohm’sche Interpretation eine deterministische Alternative. 4. **Gleiche Vorhersagen:** Sie macht dieselben experimentellen Vorhersagen wie die Standard-Quantenmechanik, ist also empirisch äquivalent. **Nachteile und Komplexität:** - Die Theorie ist nicht lokal: Die Bewegung eines Teilchens kann instantan von der Konfiguration anderer Teilchen beeinflusst werden (Nicht-Lokalität). - Sie ist mathematisch und konzeptionell aufwändiger als die Standardinterpretation. - Die Erweiterung auf relativistische Quantenfeldtheorien ist schwierig. **Fazit:** Die Bohm’sche Interpretation vereint Determinismus und Zufälligkeit, indem sie die Zufälligkeit auf Unkenntnis der Anfangsbedingungen zurückführt, während die zugrundeliegende Dynamik vollständig deterministisch ist. Ihr Vorteil liegt in einem klaren, realistischen Bild der Quantenwelt und der Vermeidung des Messproblems – allerdings um den Preis erhöhter Komplexität und Nicht-Lokalität. Weitere Informationen findest du z.B. auf [Wikipedia: Bohmsche Mechanik](https://de.wikipedia.org/wiki/Bohmsche_Mechanik).

Frage stellen und sofort Antwort erhalten

Verwandte Fragen

Ist die Standard-Interpretation der Quantenmechanik lokal oder nichtlokal?

Die Standard-Interpretation der Quantenmechanik, oft als Kopenhagener Interpretation bezeichnet, ist tatsächlich **nicht lokal** im strengen physikalischen Sinn. Das liegt am sogenannten **Kollap... [mehr]

Was ist eine Verschränkung?

Eine Verschränkung ist ein Begriff aus der Quantenphysik. Er beschreibt ein Phänomen, bei dem zwei oder mehr Teilchen so miteinander verbunden sind, dass der Zustand des einen Teilchens unmi... [mehr]

Um was geht es bei Schrödingers Experiment?

Schrödingers Experiment, bekannt als Schrödingers Katze, ist ein Gedankenexperiment in der Quantenmechanik, das von Erwin Schrödinger 1935 formuliert wurde. Es veranschaulicht die Konze... [mehr]