Ist Schopenhauers Ontologie eine Prozessontologie?

Antwort

Schopenhauers Ontologie wird in der Regel **nicht** als Prozessontologie bezeichnet. **Begründung:** Schopenhauer baut seine Metaphysik auf der Unterscheidung zwischen „Wille“ und „Vorstellung“ auf. Die Welt als „Vorstellung“ ist die Welt, wie sie uns erscheint, während die Welt als „Wille“ das „Ding an sich“ ist – ein blinder, irrationaler Drang, der allem zugrunde liegt. Der Wille ist zwar dynamisch und manifestiert sich in ständiger Bewegung und Veränderung, aber Schopenhauer versteht ihn als eine metaphysische, zeitlose Grundkraft, nicht als einen Prozess im Sinne einer fortlaufenden Entwicklung oder eines Werdens. **Prozessontologie** (wie z.B. bei Alfred North Whitehead oder Heraklit) betont, dass das Sein selbst aus Prozessen, Ereignissen oder Veränderungen besteht, nicht aus statischen Substanzen. Bei Schopenhauer hingegen bleibt der „Wille“ als metaphysisches Prinzip letztlich unveränderlich, auch wenn seine Erscheinungsformen in der Welt der Vorstellung prozesshaft sind. **Fazit:** Schopenhauers Ontologie enthält zwar dynamische Elemente, ist aber keine Prozessontologie im eigentlichen Sinn. Sie ist eher eine monistische Willensmetaphysik, bei der das Grundprinzip (der Wille) selbst nicht prozesshaft, sondern als konstante metaphysische Kraft gedacht wird.

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