Wie nutzen regierungsnahe Wissenschaftler evidenzielle und modale Strategien zur Delegitimierung anderer anerkannter Wissenschaftler?

Antwort

Delegitimierungsstrategien von regierungsnahen Wissenschaftlern gegenüber anderen anerkannten Wissenschaftlern lassen sich häufig in zwei Kategorien unterteilen: evidenzielle und modale Strategien. **1. Evidenzielle Strategien:** Hierbei wird versucht, die wissenschaftliche Basis oder die Glaubwürdigkeit der gegnerischen Position infrage zu stellen. Typische Mittel sind: - **Kritik an der Methodik:** Die Methoden der anderen Wissenschaftler werden als fehlerhaft, unzureichend oder nicht dem Stand der Wissenschaft entsprechend dargestellt. - **Infragestellen der Datenbasis:** Es wird behauptet, die verwendeten Daten seien unvollständig, veraltet oder selektiv ausgewählt. - **Hervorheben von Einzelmeinungen:** Einzelne, möglicherweise fehlerhafte oder umstrittene Studien werden herausgegriffen, um die gesamte Position zu diskreditieren. - **Verweis auf Konsens:** Die eigene Position wird als „wissenschaftlicher Konsens“ dargestellt, während abweichende Meinungen als randständig oder unwissenschaftlich gelten. **2. Modale Strategien:** Diese Strategien zielen auf die Zuschreibung von (Un-)Sicherheit, Wahrscheinlichkeit oder Notwendigkeit ab. Beispiele sind: - **Überbetonung von Unsicherheiten:** Die Unsicherheiten oder offenen Fragen in den Aussagen der anderen Wissenschaftler werden hervorgehoben, um deren Position als unsicher oder spekulativ erscheinen zu lassen. - **Absolutheitsansprüche:** Die eigene Position wird als einzig „sichere“ oder „unumstößliche“ Wahrheit präsentiert, während andere Positionen als hypothetisch oder spekulativ abgetan werden. - **Verminderung der Relevanz:** Die Bedeutung der gegnerischen Forschungsergebnisse wird relativiert („Das ist für die Praxis irrelevant“ oder „Das betrifft nur Spezialfälle“). **Beispielhafte Anwendung:** Im Kontext der COVID-19-Pandemie wurden etwa von regierungsnahen Wissenschaftlern kritische Stimmen zu bestimmten Maßnahmen mit dem Hinweis auf angeblich mangelhafte Evidenz oder fehlende Relevanz delegitimiert. Gleichzeitig wurde die eigene Position als durch einen breiten wissenschaftlichen Konsens gedeckt dargestellt. **Fazit:** Evidenzielle Strategien zielen auf die Glaubwürdigkeit der Daten und Methoden, modale Strategien auf die Zuschreibung von Sicherheit und Relevanz. Beide dienen dazu, die Position der anderen Wissenschaftler zu schwächen und die eigene zu stärken.

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