Warum ist die Mitte für die aristotelische Tugendlehre wichtig und warum sind Extreme gefährlich?

Antwort

In der aristotelischen Tugendlehre spielt die Mitte eine zentrale Rolle, weil sie das Konzept der "Mesotes" oder der "goldenen Mitte" verkörpert. Aristoteles argumentiert, dass Tugendhaftigkeit darin besteht, das richtige Maß zwischen zwei Extremen zu finden: dem Übermaß und dem Mangel. Diese Mitte ist nicht eine mathematische Mitte, sondern eine vernünftige und situationsabhängige Balance. 1. **Definition der Tugend**: Für Aristoteles ist eine Tugend eine Charaktereigenschaft, die es einem ermöglicht, gut zu handeln. Jede Tugend liegt zwischen zwei Lastern, die jeweils ein Übermaß oder einen Mangel darstellen. Zum Beispiel liegt die Tugend des Mutes zwischen den Extremen der Tollkühnheit (Übermaß) und der Feigheit (Mangel). 2. **Rationale Mitte**: Die Mitte ist wichtig, weil sie durch die Vernunft bestimmt wird. Sie ist das Ergebnis einer bewussten und überlegten Entscheidung, die auf der spezifischen Situation und den individuellen Umständen basiert. Diese rationale Mitte führt zu einem ausgewogenen und harmonischen Leben. 3. **Gefahr der Extreme**: Extreme sind gefährlich, weil sie zu unvernünftigem und unethischem Verhalten führen können. Ein Übermaß kann zu Exzessen und Rücksichtslosigkeit führen, während ein Mangel zu Passivität und Feigheit führen kann. Beide Extreme verhindern ein erfülltes und tugendhaftes Leben. 4. **Ethische Balance**: Die Suche nach der Mitte fördert eine ethische Balance und Selbstbeherrschung. Sie hilft, die richtige Handlung im richtigen Moment und aus den richtigen Gründen zu wählen, was zu einem moralisch guten Leben führt. Aristoteles' Konzept der goldenen Mitte betont also die Bedeutung der Balance und der Vernunft in der ethischen Entscheidungsfindung und warnt vor den Gefahren, die in den Extremen liegen.

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