Was versteht man unter einer Sucht und welche Diagnosekriterien gibt es?

Antwort

Eine Sucht, auch Abhängigkeit genannt, ist ein Zustand, in dem eine Person ein starkes Verlangen nach einer bestimmten Substanz oder einem bestimmten Verhalten entwickelt und Schwierigkeiten hat, dieses Verlangen zu kontrollieren, trotz negativer Konsequenzen. Sucht kann sowohl physisch als auch psychisch sein. Die Diagnosekriterien für eine Sucht werden oft anhand des DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen) oder der ICD-10 (Internationale Klassifikation der Krankheiten) festgelegt. Im DSM-5 werden Substanzgebrauchsstörungen anhand von 11 Kriterien diagnostiziert, die in vier Kategorien unterteilt sind: 1. **Beeinträchtigte Kontrolle:** - Die Substanz wird in größeren Mengen oder über einen längeren Zeitraum konsumiert als beabsichtigt. - Anhaltender Wunsch oder erfolglose Versuche, den Substanzgebrauch zu verringern oder zu kontrollieren. - Viel Zeit wird aufgewendet, um die Substanz zu beschaffen, zu konsumieren oder sich von ihren Wirkungen zu erholen. - Starkes Verlangen oder Drang, die Substanz zu konsumieren. 2. **Soziale Beeinträchtigung:** - Wiederholter Substanzgebrauch führt zu Versagen bei der Erfüllung wichtiger Verpflichtungen in Arbeit, Schule oder Zuhause. - Fortgesetzter Substanzgebrauch trotz anhaltender oder wiederholter sozialer oder zwischenmenschlicher Probleme, die durch die Auswirkungen der Substanz verursacht oder verschärft werden. - Wichtige soziale, berufliche oder Freizeitaktivitäten werden aufgrund des Substanzgebrauchs aufgegeben oder eingeschränkt. 3. **Riskanter Gebrauch:** - Wiederholter Substanzgebrauch in Situationen, in denen dies körperlich gefährlich ist. - Fortgesetzter Substanzgebrauch trotz Kenntnis eines anhaltenden oder wiederkehrenden körperlichen oder psychischen Problems, das wahrscheinlich durch die Substanz verursacht oder verschärft wird. 4. **Pharmakologische Kriterien:** - Toleranzentwicklung, definiert durch ein Bedürfnis nach deutlich erhöhten Mengen der Substanz, um die gewünschte Wirkung zu erzielen, oder eine deutlich verminderte Wirkung bei fortgesetztem Gebrauch derselben Menge der Substanz. - Entzugssymptome, die auftreten, wenn der Substanzgebrauch reduziert oder eingestellt wird, oder die Substanz wird verwendet, um Entzugssymptome zu lindern oder zu vermeiden. Eine Diagnose einer Substanzgebrauchsstörung erfordert das Vorhandensein von mindestens zwei dieser Kriterien innerhalb eines 12-Monats-Zeitraums. Die Schwere der Störung wird als leicht (2-3 Kriterien), moderat (4-5 Kriterien) oder schwer (6 oder mehr Kriterien) eingestuft.

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