Was ist das geisteswissenschaftliche Wissenschaftsverständnis der Pädagogik?

Antwort

Das geisteswissenschaftliche Wissenschaftsverständnis der Pädagogik betont die hermeneutische und interpretative Herangehensweise an Bildungs- und Erziehungsprozesse. Es basiert auf der Annahme, dass pädagogische Phänomene nicht nur durch empirische Daten und naturwissenschaftliche Methoden vollständig erfasst werden können, sondern dass das Verstehen von Sinn und Bedeutung zentral ist. Einige zentrale Merkmale dieses Ansatzes sind: 1. **Hermeneutik**: Die Kunst und Wissenschaft des Verstehens und Interpretierens von Texten, Handlungen und kulturellen Artefakten. In der Pädagogik bedeutet dies, dass Erziehungsprozesse und Bildungsinhalte im Kontext ihrer kulturellen und historischen Bedingungen interpretiert werden. 2. **Subjektivität**: Anerkennung der subjektiven Erfahrungen und Perspektiven der beteiligten Individuen. Pädagogische Prozesse werden als intersubjektive Ereignisse betrachtet, bei denen die individuellen Bedeutungen und Interpretationen der Beteiligten eine zentrale Rolle spielen. 3. **Historische Kontextualisierung**: Pädagogische Theorien und Praktiken werden im Kontext ihrer historischen Entwicklung und kulturellen Einbettung analysiert. Dies hilft, die Veränderungen und Kontinuitäten in Bildungsprozessen zu verstehen. 4. **Kritische Reflexion**: Geisteswissenschaftliche Pädagogik fördert die kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Annahmen, Werten und Praktiken. Dies schließt die Reflexion über Machtverhältnisse und gesellschaftliche Bedingungen ein, die Bildungsprozesse beeinflussen. 5. **Ganzheitlichkeit**: Der Mensch wird als ganzheitliches Wesen betrachtet, dessen Bildung nicht nur kognitive, sondern auch emotionale, soziale und ästhetische Dimensionen umfasst. Diese Perspektive steht im Gegensatz zu einem rein empirisch-analytischen Wissenschaftsverständnis, das auf Messbarkeit, Objektivität und Generalisierbarkeit abzielt. Das geisteswissenschaftliche Verständnis der Pädagogik betont stattdessen die Bedeutung des Verstehens und der Interpretation von Bildungsprozessen in ihrem kulturellen und historischen Kontext.

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