Hat die katholische Kirche früher überlegt, ob die Bewohner Südamerikas Menschen sind?

Antwort

Ja, im 16. Jahrhundert gab es innerhalb der katholischen Kirche Debatten darüber, ob die indigenen Völker Südamerikas als vollwertige Menschen betrachtet werden sollten. Diese Diskussionen fanden insbesondere im Kontext der spanischen Kolonisation und der damit verbundenen Missionierung statt. Ein bedeutendes Ereignis in diesem Zusammenhang war die sogenannte "Valladolid-Debatte" von 1550-1551. Diese Debatte wurde von König Karl V. von Spanien einberufen und fand in der spanischen Stadt Valladolid statt. Zwei prominente Theologen, Bartolomé de las Casas und Juan Ginés de Sepúlveda, vertraten unterschiedliche Positionen: - **Bartolomé de las Casas** argumentierte, dass die indigenen Völker vollwertige Menschen seien, die mit denselben Rechten und Würden wie Europäer behandelt werden sollten. Er setzte sich für ihre humane Behandlung und gegen ihre Versklavung ein. - **Juan Ginés de Sepúlveda** hingegen vertrat die Ansicht, dass die Indigenen von Natur aus minderwertig seien und dass die Spanier das Recht hätten, sie zu unterwerfen und zu missionieren, auch mit Gewalt. Letztlich setzte sich die Position von de las Casas weitgehend durch, und die katholische Kirche erkannte die Menschlichkeit der indigenen Völker an. Dies führte zu verschiedenen päpstlichen Bullen und Dekreten, die die Rechte der Indigenen schützten, wie zum Beispiel die Bulle "Sublimis Deus" von Papst Paul III. im Jahr 1537, die erklärte, dass die Indigenen vollwertige Menschen seien und nicht versklavt werden dürften.

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