Wie kam es zur Lockerung der kirchlichen Kontrolle über das Theater während Elisabeth I.?

Antwort

Die Lockerung der kirchlichen Kontrolle über das Theater während der Regierungszeit von Elisabeth I. (1558–1603) in England hatte mehrere Ursachen: 1. **Politischer Wandel:** Nach der Reformation und der Abspaltung der anglikanischen Kirche von Rom unter Heinrich VIII. wurde die Macht der katholischen Kirche in England stark eingeschränkt. Unter Elisabeth I. setzte sich diese Entwicklung fort, und die Kirche hatte weniger direkten Einfluss auf gesellschaftliche und kulturelle Angelegenheiten, einschließlich des Theaters. 2. **Staatliche Kontrolle:** Die Kontrolle über das Theater ging zunehmend vom Klerus auf den Staat über. 1559 wurde das Amt des „Master of the Revels“ geschaffen, das für die Zensur und Genehmigung von Theaterstücken zuständig war. Damit lag die Aufsicht über das Theater nun bei einer staatlichen Behörde und nicht mehr bei der Kirche. 3. **Kulturelle Blüte:** Die elisabethanische Zeit war eine Phase kultureller und künstlerischer Blüte. Das Interesse an Theater und Literatur wuchs stark, und das Theater wurde zu einer wichtigen Form der Unterhaltung für alle Gesellschaftsschichten. Die Nachfrage nach Theaterstücken und Aufführungen nahm zu, was die staatliche Förderung und Duldung des Theaters begünstigte. 4. **Pragmatische Toleranz:** Elisabeth I. selbst war dem Theater gegenüber aufgeschlossen und erkannte dessen Wert für die nationale Identität und die Propaganda. Sie tolerierte das Theater, solange es keine direkte Kritik an der Monarchie oder der anglikanischen Kirche übte. Zusammengefasst: Die Lockerung der kirchlichen Kontrolle über das Theater während Elisabeths I. Regierungszeit war das Ergebnis der Schwächung der kirchlichen Macht nach der Reformation, der Übernahme der Theateraufsicht durch staatliche Stellen und der wachsenden gesellschaftlichen Bedeutung des Theaters.

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