Inwiefern gehörten seelische und körperliche Krankheiten zum Kriegsalltag im 1. Weltkrieg?

Antwort

Im Ersten Weltkrieg gehörten sowohl seelische als auch körperliche Krankheiten zum Alltag der Soldaten und prägten das Leben an der Front und im Hinterland maßgeblich: **Körperliche Krankheiten:** - Die hygienischen Bedingungen in den Schützengräben waren extrem schlecht. Schlamm, Kälte, Nässe und mangelnde sanitäre Einrichtungen führten zu Krankheiten wie Grabenfuß (eine schmerzhafte Durchblutungsstörung), Typhus, Ruhr und Tuberkulose. - Verletzungen durch Granaten, Schrapnelle und Gewehrfeuer waren allgegenwärtig. Viele Soldaten erlitten schwere Verwundungen, Amputationen oder Infektionen, da medizinische Versorgung oft unzureichend war. - Epidemien wie die Spanische Grippe (1918/19) forderten zusätzlich Millionen von Opfern, auch unter den Soldaten. **Seelische Krankheiten:** - Die ständige Lebensgefahr, das Erleben von Tod, Verstümmelung und Zerstörung sowie die Monotonie und Angst im Stellungskrieg führten zu massiven psychischen Belastungen. - Viele Soldaten entwickelten das sogenannte „Kriegszittern“ oder „Kriegsneurose“ (heute als posttraumatische Belastungsstörung bekannt). Symptome waren Zittern, Lähmungen, Angstzustände, Schlaflosigkeit und Depressionen. - Die psychischen Erkrankungen wurden damals oft nicht als solche erkannt oder anerkannt. Betroffene galten als „Drückeberger“ oder wurden diszipliniert, statt behandelt. **Fazit:** Seelische und körperliche Krankheiten waren im Ersten Weltkrieg allgegenwärtig und prägten den Kriegsalltag entscheidend. Sie beeinflussten nicht nur die Kampfkraft der Armeen, sondern auch das Leben der Überlebenden nach dem Krieg nachhaltig.

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