Vergleiche das übergeordnete Prinzip des HGB mit dem der internationalen Rechnungslegung nach IAS und IFRS bezogen auf den Jahresabschluss.

Antwort

Das Handelsgesetzbuch (HGB) und die internationalen Rechnungslegungsstandards (IAS/IFRS) verfolgen unterschiedliche übergeordnete Prinzipien, die sich auf die Erstellung des Jahresabschlusses auswirken. 1. **HGB (Handelsgesetzbuch)**: - **Vorsichtsprinzip**: Das HGB legt großen Wert auf Vorsicht. Das bedeutet, dass Vermögenswerte und Erträge eher niedriger und Schulden und Aufwendungen eher höher angesetzt werden, um Risiken und Verluste frühzeitig zu erkennen und darzustellen. - **Gläubigerschutz**: Ein zentrales Ziel des HGB ist der Schutz der Gläubiger. Durch konservative Bilanzierung sollen die Gläubiger vor übermäßigen Risiken geschützt werden. - **Realisationsprinzip**: Gewinne dürfen erst dann ausgewiesen werden, wenn sie realisiert sind, also durch den Verkauf oder die Erbringung von Leistungen tatsächlich entstanden sind. - **Imparitätsprinzip**: Verluste müssen bereits dann berücksichtigt werden, wenn sie erkennbar sind, auch wenn sie noch nicht realisiert wurden. 2. **IAS/IFRS (International Accounting Standards/International Financial Reporting Standards)**: - **True and Fair View**: Die internationalen Standards zielen darauf ab, ein möglichst getreues und faires Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens zu vermitteln. Dies bedeutet, dass die Bilanzierung möglichst realitätsnah und transparent erfolgen soll. - **Fair Value**: IAS/IFRS legen großen Wert auf die Bewertung von Vermögenswerten und Schulden zum beizulegenden Zeitwert (Fair Value), was eine realistischere Darstellung der aktuellen Marktbedingungen ermöglicht. - **Nutzerorientierung**: Die internationalen Standards sind stärker auf die Informationsbedürfnisse der Investoren und anderer Kapitalmarktteilnehmer ausgerichtet. Sie sollen eine fundierte Entscheidungsfindung ermöglichen. - **Substance over Form**: Die wirtschaftliche Substanz eines Geschäftsvorfalls ist wichtiger als seine rechtliche Form. Dies bedeutet, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Geschäfts im Vordergrund stehen, nicht nur die rechtlichen Rahmenbedingungen. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das HGB stärker auf Vorsicht und Gläubigerschutz ausgerichtet ist, während die IAS/IFRS eine realitätsnahe und transparente Darstellung der finanziellen Lage eines Unternehmens anstreben, die den Informationsbedürfnissen der Kapitalmarktteilnehmer gerecht wird.

Kategorie: Finanzen Tags: HGB IAS IFRS
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