Die Aussage „Memoria ist konstitutiv für christliches Selbstverständnis“ verweist auf die zentrale Rolle des Gedächtnisses in der christlichen Tradition. Memoria, oder das Erinnern, ist nicht nur ein passiver Akt, sondern ein aktives und dynamisches Element des Glaubens. Hier sind einige Beispiele, die diese Aussage unterstützen: 1. **Eucharistie**: In der Feier der Eucharistie wird das Gedächtnis an das letzte Abendmahl und den Opfertod Jesu Christi lebendig gehalten. Jesus selbst sagt: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lukas 22,19). Diese Handlung ist ein zentrales Element des christlichen Glaubens und zeigt, wie das Erinnern an Jesus und seine Taten die Gemeinschaft der Gläubigen formt. 2. **Bibel und Tradition**: Die Heilige Schrift ist ein weiterer Ausdruck der Memoria. Die Geschichten, Lehren und Erfahrungen der biblischen Figuren werden nicht nur erzählt, sondern auch in das Leben der Gläubigen integriert. Die Tradition der Kirche, die von Generation zu Generation weitergegeben wird, ist ebenfalls ein Akt des Erinnerns, der das kollektive Gedächtnis der Gemeinschaft stärkt. 3. **Gedenktage und Feste**: Christliche Feste wie Weihnachten und Ostern sind Gelegenheiten, um an zentrale Ereignisse des Glaubens zu erinnern. Diese Feste sind nicht nur historische Rückblicke, sondern sie bringen die Gläubigen in eine lebendige Beziehung zu den Ereignissen, die das Fundament ihres Glaubens bilden. 4. **Heilige und Märtyrer**: Die Erinnerung an Heilige und Märtyrer spielt eine wichtige Rolle im christlichen Selbstverständnis. Ihre Lebensgeschichten und Taten werden als Vorbilder für den Glauben betrachtet und inspirieren die Gläubigen, ihren eigenen Glaubensweg zu gehen. 5. **Glaubensbekenntnisse**: Die Formulierung von Glaubensbekenntnissen ist ein weiterer Ausdruck der Memoria. Sie fassen zentrale Glaubensüberzeugungen zusammen und erinnern die Gläubigen an die fundamentalen Aspekte ihres Glaubens, die über die Jahrhunderte hinweg Bestand haben. Insgesamt zeigt sich, dass Memoria im Christentum nicht nur eine passive Erinnerung ist, sondern eine aktive Praxis, die das Selbstverständnis der Gläubigen prägt und die Gemeinschaft stärkt.