Was sagt Thomas von Aquin zum Tyrannenmord?

Antwort

Thomas von Aquin behandelt das Thema Tyrannenmord vor allem in seinem Werk „De regno“ („Über die Herrschaft“), aber auch in der „Summa Theologiae“. Seine Position ist differenziert und steht im Kontext mittelalterlicher Theologie und Philosophie. Thomas unterscheidet zwischen einem „rechtmäßigen Herrscher“ und einem „Tyrannen“. Ein Tyrann ist für ihn ein Herrscher, der zum eigenen Vorteil und nicht zum Wohl des Gemeinwesens regiert. Grundsätzlich sieht Thomas die Beseitigung eines Tyrannen als gerechtfertigt an, wenn das Gemeinwohl schwer geschädigt wird. Allerdings warnt er vor unüberlegtem Handeln: Die Tötung eines Tyrannen (Tyrannenmord) könne zu noch größerem Unheil führen, etwa zu Bürgerkrieg oder noch schlimmerer Tyrannei. Deshalb solle das Volk nach Möglichkeit auf legale und geordnete Weise gegen den Tyrannen vorgehen, etwa durch Absetzung oder Vertreibung, sofern dies möglich ist. Direkten Tyrannenmord durch Privatpersonen lehnt Thomas von Aquin ab, da dies gegen die bestehende Ordnung und das Gemeinwohl verstoßen könne. Nur wenn eine öffentliche Autorität (z.B. das Volk oder eine rechtmäßige Instanz) handelt, könne die Beseitigung eines Tyrannen gerechtfertigt sein. Zusammengefasst: - Tyrannenherrschaft ist nach Thomas von Aquin ungerecht. - Die Beseitigung eines Tyrannen kann gerechtfertigt sein, wenn das Gemeinwohl schwer geschädigt wird. - Tyrannenmord durch Privatpersonen lehnt er ab. - Nur eine öffentliche, rechtmäßige Instanz darf gegen den Tyrannen vorgehen. Weitere Informationen findest du z.B. hier: [Thomas von Aquin: De regno (lateinisch/deutsch)](https://www.unifr.ch/bkv/kapitel81-1.htm) [Summa Theologiae, II-II, q. 42, a. 2](https://www.newadvent.org/summa/3042.htm)

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