Was sind Besonderheiten und Komplikationen in der Pflege nach Amputationen, inklusive Schmerzphänomene, postoperativer Pflege, Beobachtung, Lagerung und Stumpfwickelung?

Antwort

Nach einer Amputation gibt es in der Pflege zahlreiche Besonderheiten und wichtige Aspekte zu beachten: **1. Besonderheiten der Pflege nach Amputationen:** - Ziel ist die Förderung der Wundheilung, Vermeidung von Komplikationen und die Vorbereitung auf eine mögliche Prothesenversorgung. - Psychische Unterstützung ist essenziell, da Amputationen oft mit Trauer, Angst und Depressionen einhergehen. **2. Komplikationen:** - **Infektionen:** Erhöhtes Risiko durch die Wunde. - **Wundheilungsstörungen:** Besonders bei Durchblutungsstörungen oder Diabetes. - **Nachblutungen:** Insbesondere in den ersten Tagen nach der OP. - **Kontrakturen:** Fehlstellungen durch falsche Lagerung. - **Ödeme:** Schwellungen am Stumpf. - **Phantomschmerzen:** Schmerzen in der amputierten Gliedmaße. **3. Schmerzphänomene bei Amputationen:** - **Phantomschmerz:** Schmerzempfindung im nicht mehr vorhandenen Körperteil. - **Stumpfschmerz:** Schmerzen direkt im Bereich des Stumpfes, z.B. durch Druckstellen, Nervenverletzungen oder Wundheilungsstörungen. - **Behandlung:** Kombination aus Medikamenten, physikalischer Therapie, Spiegeltherapie und ggf. psychologischer Unterstützung. **4. Postoperative Pflege:** - **Vitalzeichenkontrolle:** Überwachung auf Nachblutungen, Kreislaufstabilität. - **Wundkontrolle:** Beobachtung auf Rötung, Schwellung, Sekret, Geruch. - **Schmerzmanagement:** Regelmäßige Schmerzerfassung und -behandlung. - **Frühzeitige Mobilisation:** Nach ärztlicher Anordnung, um Thrombosen und Kontrakturen vorzubeugen. - **Psychische Betreuung:** Gespräche, ggf. Einbindung von Psychologen. **5. Beobachtung:** - **Stumpf:** Farbe, Temperatur, Schwellung, Durchblutung, Sensibilität, Schmerzen. - **Wunde:** Sekret, Geruch, Heilungsverlauf. - **Allgemeinzustand:** Fieber, Unwohlsein, Anzeichen einer Infektion. **6. Lagerung:** - **Ziel:** Vermeidung von Kontrakturen und Ödemen. - **Oberschenkelamputation:** Keine Kissen unter das Knie, um Beugestellung zu vermeiden. Regelmäßiges Lagern in Bauchlage (nach ärztlicher Anordnung). - **Unterschenkelamputation:** Stumpf hochlagern, aber nicht dauerhaft, um Ödeme zu vermeiden. - **Wechselnde Lagerung:** Fördert die Durchblutung und beugt Druckstellen vor. **7. Stumpf wickeln:** - **Ziel:** Formung des Stumpfes für die Prothese, Ödemprophylaxe. - **Technik:** Elastische Binden, von distal (Stumpfende) nach proximal (körpernah) wickeln, ohne Falten, mit abnehmendem Druck nach oben. - **Regelmäßige Kontrolle:** Auf Durchblutung, Druckstellen und Schmerzen achten. - **Alternative:** Später ggf. Kompressionsstrümpfe. **Weitere Informationen:** - [Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie: Amputationsversorgung](https://www.dgu-online.de/) - [Deutsches Ärzteblatt: Amputationen – Nachsorge und Rehabilitation](https://www.aerzteblatt.de/) Eine strukturierte und einfühlsame Pflege ist entscheidend für die Lebensqualität und Rehabilitation nach einer Amputation.

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