Der elektroosmotische Fluss (EOF) in einer Kapillare entsteht durch die Wechselwirkung zwischen einem elektrischen Feld und der Doppelschicht von Ionen, die sich an der Oberfläche der Kapillare bilden. Hier ist eine vereinfachte Erklärung des Prozesses: 1. **Oberflächenladung**: Die Innenwand der Kapillare trägt oft eine feste Oberflächenladung. Zum Beispiel, bei einer Silika-Kapillare in wässriger Lösung, sind die Silanolgruppen (Si-OH) deprotoniert und tragen eine negative Ladung (Si-O⁻). 2. **Doppelschichtbildung**: Diese negative Ladung zieht positive Ionen (Kationen) aus der Lösung an, die sich in einer Schicht nahe der Kapillarwand ansammeln. Diese Schicht wird als elektrische Doppelschicht bezeichnet und besteht aus einer festen Schicht von adsorbierten Ionen und einer diffusen Schicht von beweglichen Ionen. 3. **Anlegen eines elektrischen Feldes**: Wenn ein elektrisches Feld entlang der Kapillare angelegt wird, werden die in der diffusen Schicht befindlichen Kationen in Richtung der Kathode (negativer Pol) gezogen. 4. **Bewegung der Flüssigkeit**: Da die Kationen in der diffusen Schicht in der Nähe der Kapillarwand sind, ziehen sie beim Bewegen die umgebende Flüssigkeit mit sich. Dies führt zu einem Massenfluss der Flüssigkeit in Richtung der Kathode. Der resultierende Fluss der Flüssigkeit entlang der Kapillare aufgrund des angelegten elektrischen Feldes wird als elektroosmotischer Fluss bezeichnet. Dieser Fluss ist besonders wichtig in Techniken wie der Kapillarelektrophorese, wo er genutzt wird, um Proben durch die Kapillare zu transportieren.