Was bedeuten Autopoiesis und Selbstorganisation in der Systemtheorie?

Antwort

In der Systemtheorie, insbesondere in der Theorie lebender Systeme, sind Autopoiesis und Selbstorganisation zentrale Konzepte: 1. **Autopoiesis**: - Der Begriff "Autopoiesis" wurde von den chilenischen Biologen Humberto Maturana und Francisco Varela eingeführt. Er beschreibt die Fähigkeit eines Systems, sich selbst zu erzeugen und zu erhalten. Ein autopoietisches System ist in der Lage, seine eigenen Bestandteile und seine eigene Struktur durch interne Prozesse zu produzieren und zu regenerieren. - Ein klassisches Beispiel für ein autopoietisches System ist eine lebende Zelle, die ihre eigenen Bestandteile (Proteine, Lipide, etc.) produziert und ihre Struktur (Membranen, Organellen) aufrechterhält. 2. **Selbstorganisation**: - Selbstorganisation bezieht sich auf den Prozess, durch den ein System spontan Ordnung und Struktur entwickelt, ohne dass eine externe Steuerung oder ein zentraler Planer eingreift. Es handelt sich um ein emergentes Phänomen, bei dem komplexe Muster und Strukturen aus einfachen Interaktionen zwischen den Komponenten des Systems entstehen. - Beispiele für Selbstorganisation finden sich in vielen Bereichen der Natur und Technik, wie z.B. in der Bildung von Schneeflocken, der Schwarmintelligenz von Vögeln oder Fischen, und in der Entstehung von Mustern in chemischen Reaktionen. Beide Konzepte sind eng miteinander verbunden und spielen eine wichtige Rolle im Verständnis komplexer Systeme, insbesondere in der Biologie und den Sozialwissenschaften. Autopoiesis betont die Selbsterschaffung und -erhaltung eines Systems, während Selbstorganisation die spontane Entstehung von Ordnung und Struktur beschreibt.

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