Erasmus von Rotterdam kritisierte verschiedene Formen äußerlicher Frömmigkeit, die seiner Ansicht nach den wahren christlichen Glauben und die innere Frömmigkeit verdrängten. Zu den wichtigsten Kritikpunkten zählen: 1. **Ritualismus und Zeremonien**: Erasmus bemängelte, dass viele Gläubige sich zu sehr auf äußere religiöse Handlungen wie das Rezitieren von Gebeten, das Fasten, Wallfahrten oder das Tragen von Reliquien konzentrierten, ohne ihr Herz und ihren Geist wirklich zu Gott zu wenden. 2. **Aberglaube**: Er kritisierte den Glauben an die magische Wirkung von Reliquien, Heiligenbildern und bestimmten religiösen Praktiken, die oft als Ersatz für ein tugendhaftes Leben dienten. 3. **Mechanisches Befolgen von Vorschriften**: Erasmus wandte sich gegen das bloße Einhalten kirchlicher Vorschriften und Bußübungen, wenn diese nicht von echter Reue und innerer Umkehr begleitet waren. 4. **Heuchlerische Frömmigkeit**: Er verurteilte Menschen, die nach außen hin besonders fromm erscheinen wollten, um Ansehen zu gewinnen, während ihr Verhalten und ihre Gesinnung nicht mit christlichen Werten übereinstimmten. Erasmus forderte stattdessen eine **innere Frömmigkeit** und eine persönliche, von Liebe und Erkenntnis getragene Beziehung zu Gott. Seine Kritik an äußerlicher Frömmigkeit findet sich besonders deutlich in Werken wie dem „Enchiridion militis christiani“ (Handbuch des christlichen Streiters).