Was bedeutet Subjektwerdung nach Butler?

Antwort

Judith Butlers Konzept der Subjektwerdung (Subjektivation) ist ein zentraler Bestandteil ihrer Theorie der Geschlechterperformativität. Butler argumentiert, dass das Subjekt nicht vor der Sprache existiert, sondern durch sprachliche und soziale Praktiken konstituiert wird. Hier sind einige Hauptpunkte ihrer Theorie: 1. **Performativität**: Butler schlägt vor, dass Geschlecht nicht etwas ist, was man hat oder ist, sondern etwas, was man tut. Geschlecht wird durch wiederholte Handlungen und Performanzen erzeugt und stabilisiert. 2. **Interpellation**: Sie baut auf Louis Althussers Konzept der Interpellation auf, das beschreibt, wie Individuen durch ideologische Apparate (wie Sprache und soziale Normen) als Subjekte angerufen und somit konstituiert werden. 3. **Normativität**: Die Subjektwerdung erfolgt innerhalb eines Rahmens von gesellschaftlichen Normen und Erwartungen. Diese Normen bestimmen, welche Identitäten als legitim und welche als abweichend gelten. 4. **Widerstand und Agency**: Obwohl die Subjektwerdung durch normative Strukturen erfolgt, gibt es immer auch Möglichkeiten des Widerstands und der Subversion. Individuen können die Normen, die sie konstituieren, auch herausfordern und verändern. Butlers Theorie betont die Fluidität und Konstruiertheit von Identitäten und stellt traditionelle Vorstellungen von einem stabilen, kohärenten Subjekt in Frage.

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