Thomas Kuhn argumentiert gegen den Positivismus von Karl Popper und Rudolf Carnap, indem er die Natur wissenschaftlicher Revolutionen und den Verlauf wissenschaftlicher Paradigmen untersucht. Hier sind einige zentrale Punkte seiner Argumentation: 1. **Paradigmenwechsel**: Kuhn betont, dass Wissenschaft nicht linear voranschreitet, wie es der Positivismus nahelegt. Stattdessen gibt es Phasen normaler Wissenschaft, in denen Forscher innerhalb eines bestehenden Paradigmas arbeiten, gefolgt von revolutionären Phasen, in denen ein Paradigmenwechsel stattfindet. Dies steht im Gegensatz zu Poppers Idee der Falsifizierbarkeit als zentralem Kriterium für wissenschaftliche Theorien. 2. **Kritik an der Falsifizierbarkeit**: Kuhn argumentiert, dass Theorien oft nicht einfach falsifiziert werden können, da Wissenschaftler in der Regel an ihrem Paradigma festhalten, selbst wenn es Anomalien gibt. Stattdessen wird das Paradigma erst in einer revolutionären Phase in Frage gestellt, wenn eine neue Theorie überzeugender erscheint. 3. **Soziale Dimension der Wissenschaft**: Kuhn hebt hervor, dass wissenschaftliche Gemeinschaften und soziale Faktoren eine entscheidende Rolle bei der Akzeptanz oder Ablehnung von Theorien spielen. Dies steht im Widerspruch zu der positivistischen Sicht, die Wissenschaft als objektiv und unabhängig von sozialen Einflüssen betrachtet. 4. **Inkommensurabilität**: Kuhn führt das Konzept der Inkommensurabilität ein, das besagt, dass verschiedene Paradigmen oft nicht direkt miteinander verglichen werden können, da sie unterschiedliche Begriffe, Methoden und Standards verwenden. Dies widerspricht der positivistischen Annahme, dass es universelle Kriterien für den wissenschaftlichen Fortschritt gibt. Insgesamt kritisiert Kuhn den Positivismus, indem er die Komplexität und Dynamik wissenschaftlicher Praktiken betont und die Vorstellung einer objektiven, linearen Wissenschaft in Frage stellt.