Dekadenz ist ein Begriff, der in der Literaturwissenschaft verwendet wird, um eine bestimmte kulturelle und literarische Strömung zu beschreiben, die vor allem im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in Europa auftrat. Diese Strömung ist gekennzeichnet durch eine Betonung von Überfeinerung, Exzess, und oft auch moralischem und kulturellem Verfall. Literarisch gesehen, ist die Dekadenzbewegung eng mit dem Symbolismus und dem Ästhetizismus verbunden. Autoren und Dichter dieser Bewegung, wie Oscar Wilde, Charles Baudelaire und Joris-Karl Huysmans, betonten oft die Schönheit und Kunstfertigkeit ihrer Werke über moralische oder didaktische Inhalte. Sie beschäftigten sich häufig mit Themen wie Pessimismus, Nihilismus, und der Vergänglichkeit des Lebens. Ein zentrales Werk der Dekadenzliteratur ist Huysmans' Roman "À rebours" (Gegen den Strich), der als Manifest der Dekadenzbewegung gilt. In diesem Roman wird das Leben eines dekadenten Aristokraten beschrieben, der sich von der Gesellschaft zurückzieht und ein Leben in extremer Ästhetik und Künstlichkeit führt. Die Dekadenzbewegung kann als Reaktion auf die gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen der Zeit gesehen werden, einschließlich der Industrialisierung und der damit verbundenen sozialen Umwälzungen. Sie stellt oft eine Flucht in eine künstliche, ästhetisierte Welt dar, als Gegenpol zu den als banal und entseelt empfundenen Realitäten des modernen Lebens.