Der Begriff "zweiter Kalter Krieg" bezieht sich auf die erneuteärfung der Spannungen zwischen den USA und der Sowjetunion in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren, nach einer Phase der Entspannung (Détente) in den 1970er Jahren. Diese Periode war geprägt von einer Reihe von Ereignissen und politischen Entscheidungen, die zu einer erneuten Eskalation der Rüstungswettläufe und geopolitischen Spannungen führten. ### Ursachen des "zweiten Kalten Krieges" 1. **Sowjetische Invasion in Afghanistan (1979)**: Die sowjetische Intervention in Afghanistan wurde von den USA als aggressiver Expansionsversuch der Sowjetunion interpretiert. Dies führte zu einer Verschärfung der Spannungen und einer Neubewertung der sowjetischen Bedrohung. 2. **NATO-Doppelbeschluss (1979)**: Die NATO beschloss, neue Mittelstreckenraketen in Europa zu stationieren, um der sowjetischen Aufrüstung entgegenzuwirken. Dies führte zu einer weiteren Eskalation des Wettrüstens. 3. **Menschenrechtsfragen**: Die USA kritisierten die Sowjetunion zunehmend wegen Menschenrechtsverletzungen, was die diplomatischen Beziehungen weiter belastete. ### Rechtfertigung der Rüstungsmaßnahmen durch US-Präsidenten **Jimmy Carter (1977-1981)**: - **Menschenrechte und Moral**: Carter betonte die Bedeutung der Menschenrechte und sah die sowjetische Expansion als Bedrohung für diese Werte. Die sowjetische Invasion in Afghanistan wurde als direkter Angriff auf die internationale Ordnung und die Menschenrechte interpretiert. - **Verteidigung und Abschreckung**: Carter argumentierte, dass eine starke militärische Präsenz notwendig sei, um die Sowjetunion abzuschrecken und die Sicherheit der USA und ihrer Verbündeten zu gewährleisten. **Ronald Reagan (1981-1989)**: - **Friedenssicherung durch Stärke**: Reagan vertrat die Ansicht, dass nur eine starke militärische Macht die Sowjetunion in Schach halten und letztlich zum Frieden führen könne. Er prägte den Begriff "Friedenssicherung durch Stärke" (Peace through Strength). - **Ideologischer Kampf**: Reagan sah den Kalten Krieg als ideologischen Kampf zwischen Freiheit und Totalitarismus. Er bezeichnete die Sowjetunion als "Reich des Bösen" und argumentierte, dass die USA ihre militärische Überlegenheit ausbauen müssten, um die Freiheit zu verteidigen. - **Strategische Verteidigungsinitiative (SDI)**: Reagan kündigte die Entwicklung eines Raketenabwehrsystems an, das die USA vor einem nuklearen Angriff schützen sollte. Dies war Teil seiner Strategie, die militärische Überlegenheit der USA zu sichern. Diese Maßnahmen und Rechtfertigungen führten zu einer erneuten Intensivierung des Kalten Krieges, der erst mit den Reformen in der Sowjetunion unter Michail Gorbatschow und dem Ende des Kalten Krieges in den späten 1980er Jahren abebbte.