Polybios und Cicero haben unterschiedliche Ansichten über den politischen Zyklus und die Entwicklung Staaten. Polybios, ein griechischer Historiker, entwickelte die Theorie des Anacyclosis, die den ewigen Kreislauf der politischen Verfassungen beschreibt. Er glaubte, dass politische Systeme in einem zyklischen Muster von Monarchie zu Tyrannei, von Aristokratie zu Oligarchie und von Demokratie zu Ochlokratie (Herrschaft des Pöbels) übergehen. Polybios sah diesen Zyklus als unvermeidlich und wiederkehrend an, wobei jede Regierungsform ihre eigene Degeneration und den Übergang zur nächsten Phase in sich trägt. Cicero hingegen, ein römischer Staatsmann und Philosoph, beschreibt in seinem Werk "De re publica" (Über den Staat) eine idealisierte Version der römischen Republik. Er betont die Bedeutung der gemischten Verfassung, die Elemente von Monarchie (Konsuln), Aristokratie (Senat) und Demokratie (Volksversammlungen) kombiniert. Cicero glaubte, dass diese gemischte Verfassung die beste Möglichkeit sei, Stabilität und Gerechtigkeit zu gewährleisten und den Verfall der politischen Systeme zu verhindern. Er war weniger fatalistisch als Polybios und sah in der römischen Republik ein Modell, das durch kluge Gesetze und Institutionen stabilisiert werden kann. Zusammengefasst sieht Polybios den politischen Wandel als einen unvermeidlichen Kreislauf, während Cicero an die Möglichkeit glaubt, durch eine gemischte Verfassung und kluge Staatsführung Stabilität zu erreichen.