Wie veränderte sich das Menschenbild im Humanismus?

Antwort

Im Zeitalter des Humanismus, das etwa im 14. bis 16. Jahrhundert stattfand, veränderte sich das Menschenbild grundlegend. Der Humanismus legte den Fokus auf den Wert und die Würde des Individuums, was eine Abkehr von der mittelalterlichen Sichtweise darstellte, die den Menschen oft als sündhaft und unbedeutend im Vergleich zur göttlichen Allmacht betrachtete. 1. **Anthropozentrismus**: Der Mensch rückte ins Zentrum des Denkens und Handelns. Es wurde betont, dass der Mensch die Fähigkeit und Verantwortung hat, sein eigenes Leben und die Gesellschaft zu gestalten. 2. **Bildung und Selbstverwirklichung**: Bildung wurde als Mittel zur Selbstverwirklichung und zur Entfaltung der individuellen Fähigkeiten angesehen. Die Wiederentdeckung und das Studium der klassischen Antike (Griechenland und Rom) spielten dabei eine zentrale Rolle. 3. **Rationalität und Wissenschaft**: Der Humanismus förderte die Entwicklung der Wissenschaften und die Anwendung der Vernunft. Es wurde ein neues Vertrauen in die menschliche Fähigkeit zur Erkenntnis und Problemlösung entwickelt. 4. **Kunst und Kultur**: In der Kunst und Literatur wurde der Mensch in seiner ganzen Vielfalt und Schönheit dargestellt. Künstler wie Leonardo da Vinci und Michelangelo schufen Werke, die den menschlichen Körper und Geist feierten. 5. **Ethik und Moral**: Es entstand ein neues ethisches Bewusstsein, das auf der Würde des Menschen basierte. Humanisten wie Erasmus von Rotterdam betonten die Bedeutung von Toleranz, Mitgefühl und moralischer Integrität. Diese Veränderungen führten zu einer neuen Sichtweise auf den Menschen als selbstbestimmtes, vernunftbegabtes und wertvolles Individuum, was die Grundlage für viele Entwicklungen der Neuzeit legte.

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