EDTA (Ethylenediaminetetraessigsäure) ist ein sechszähniger Ligand, der in der Lage ist, Metallionen durch sechs Koordinationsstellen zu binden: vier Carboxylatgruppen (jede mit einem einfach gebundenen Sauerstoffatom) und zwei Stickstoffatome. Der Grund, warum das doppelgebundene Sauerstoffatom (das Carbonylsauerstoffatom) nicht an der Koordination beteiligt ist, liegt in der Natur der chemischen Bindungen und der Elektronenverteilung. Das doppelgebundene Sauerstoffatom in einer Carboxylatgruppe ist stark elektronegativ und zieht die Elektronen der Doppelbindung zu sich hin, wodurch es eine negative Partialladung erhält. Diese Elektronen sind jedoch in einer π-Bindung (Doppelbindung) stark lokalisiert und weniger verfügbar für die Koordination mit einem Metallion. Im Gegensatz dazu ist das einfach gebundene Sauerstoffatom (das in der Carboxylatgruppe als Anion vorliegt) negativ geladen und hat ein freies Elektronenpaar, das leicht zur Bildung einer Koordinationsbindung mit einem Metallion zur Verfügung steht. Zusammengefasst: Das doppelgebundene Sauerstoffatom ist weniger reaktiv und weniger verfügbar für die Koordination, während das einfach gebundene Sauerstoffatom mit seinem freien Elektronenpaar besser geeignet ist, um eine stabile Koordinationsbindung mit einem Metallion zu bilden.