Der Otto-Selle-Konflikt bezieht sich auf eine Debatte innerhalb der Kunstdidaktik, die in den 1970er Jahren in Deutschland stattfand. Sie ist nach den beiden Kunstpädagogen Otto und Selle benannt, die unterschiedliche Ansätze zur Kunstvermittlung vertraten. 1. **Otto**: Er vertrat einen eher traditionellen, kunsthistorisch orientierten Ansatz. Dieser Ansatz legt Wert auf die Vermittlung von Kunstgeschichte und ästhetischen Kriterien. Schüler sollen lernen, Kunstwerke zu analysieren und zu interpretieren, wobei der Fokus auf der Rezeption und dem Verständnis von Kunst liegt. 2. **Selle**: Er hingegen propagierte einen handlungsorientierten Ansatz, der stärker auf die aktive, kreative Auseinandersetzung mit Kunst setzt. Hierbei steht die eigene künstlerische Praxis der Schüler im Vordergrund, wobei sie durch eigenes Schaffen und Experimentieren Kunst erfahren und verstehen sollen. Der Konflikt zwischen diesen beiden Ansätzen spiegelt die grundsätzliche Frage wider, ob Kunstunterricht mehr auf die Vermittlung von Wissen über Kunst oder auf die Förderung der eigenen künstlerischen Tätigkeit der Schüler abzielen sollte. Diese Debatte hat die Kunstdidaktik nachhaltig beeinflusst und ist bis heute relevant.