Wie analysiert Holl in 'Die Versuchung des Bösen. Eine Theologie der Sünde' (1971) das Böse aus theologischer, psychologischer und gesellschaftlicher Sicht?

Antwort

In seinem Werk „Die Versuchung des Bösen. Eine Theologie der Sünde“ (1971)iert Adolf Holl das Böse aus verschiedenen Perspektiven: theologisch, psychologisch und gesellschaftlich. **Theologisch** betrachtet Holl das Böse als eine Grundkonstante der menschlichen Existenz, die in der christlichen Tradition vor allem durch das Konzept der Erbsünde und die biblischen Erzählungen (z.B. Sündenfall) veranschaulicht wird. Er hinterfragt dabei traditionelle Dogmen und betont, dass das Böse nicht nur als moralisches Versagen, sondern als existenzielle Herausforderung verstanden werden muss. **Psychologisch** analysiert Holl das Böse als Teil der menschlichen Psyche. Er bezieht sich auf psychoanalytische Ansätze (z.B. Freud), um zu zeigen, dass destruktive Impulse und Versuchungen im Menschen selbst angelegt sind. Das Böse wird so als innerer Konflikt und als Ausdruck verdrängter Wünsche und Ängste interpretiert. **Gesellschaftlich** sieht Holl das Böse nicht nur als individuelles, sondern auch als kollektives Phänomen. Er untersucht, wie gesellschaftliche Strukturen, Normen und Zwänge das Böse fördern oder unterdrücken können. Dabei kritisiert er auch die Rolle von Institutionen (wie Kirche und Staat), die das Böse oft externalisieren und Sündenböcke schaffen, anstatt sich mit den eigentlichen Ursachen auseinanderzusetzen. Insgesamt plädiert Holl für einen offenen und selbstkritischen Umgang mit dem Bösen, der sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Verantwortung einschließt. Das Werk gilt als provokativ, weil es traditionelle Vorstellungen von Sünde und Schuld hinterfragt und neue Wege im Umgang mit dem Bösen aufzeigt.

Kategorie: Theologie Tags: Sünde Böse Holl
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