Der Kerbschlagbiegeversuch, auch Charpy-V-Kerbschlagbiegeversuch genannt, ist ein standardisiertes Verfahren zur Bestimmung der Zähigkeit eines Werkstoffs bei schlagartiger Beanspruchung. Hier ist der typische Ablauf des Versuchs: 1. **Probenvorbereitung**: Eine genormte Probe (meist 10 mm x 10 mm x 55 mm) wird aus dem zu prüfenden Material hergestellt. In die Mitte der Probe wird ein V-förmiger Kerb mit einer Tiefe von 2 mm und einem Winkel von 45° eingebracht. 2. **Einspannen der Probe**: Die Probe wird horizontal in die Halterung des Prüfgeräts eingespannt, wobei der Kerb auf der dem Schlag zugewandten Seite liegt. 3. **Auslösen des Pendels**: Ein schweres Pendel wird aus einer definierten Höhe losgelassen. Es schwingt nach unten und trifft mit einer bestimmten Energie auf die Probe. 4. **Durchschlagen der Probe**: Das Pendel durchschlägt die Probe, wobei die Energie, die zum Brechen der Probe benötigt wird, gemessen wird. Diese Energie wird als Kerbschlagarbeit bezeichnet und in Joule (J) angegeben. 5. **Auswertung**: Die gemessene Kerbschlagarbeit wird verwendet, um die Zähigkeit des Materials zu bewerten. Materialien mit hoher Zähigkeit absorbieren mehr Energie und zeigen eine größere Verformung, während spröde Materialien weniger Energie absorbieren und leichter brechen. Der Kerbschlagbiegeversuch ist besonders nützlich, um das Verhalten von Materialien bei niedrigen Temperaturen oder unter schlagartiger Belastung zu untersuchen.