Die Begriffe "abyssal exclusion" und "non-abyssal exclusion" stammen aus der Theorie des portugiesischen Soziologen Boaventura de Sousa Santos. Diese Konzepte sind Teil seiner Kritik an der modernen westlichen Wissenschaft und ihrer kolonialen und imperialistischen Wurzeln. 1. **Abyssal Exclusion (Abyssale Ausschließung)**: Dies bezieht sich auf eine radikale Form der Trennung und Ausgrenzung, die durch die moderne westliche Wissenschaft und Rechtssysteme geschaffen wurde. Santos argumentiert, dass diese Trennung eine "abyssale Linie" zieht, die die Welt in zwei ungleiche Teile teilt: die "metropolitane Zone" (die Welt des Rechts, der Wissenschaft und der Zivilisation) und die "koloniale Zone" (die Welt der Nicht-Rechte, der Nicht-Wissenschaft und der Barbarei). Alles, was jenseits dieser Linie liegt, wird als irrelevant, unsichtbar oder nicht existent betrachtet. 2. **Non-Abyssal Exclusion (Nicht-abyssale Ausschließung)**: Diese Form der Ausschließung ist weniger radikal und bezieht sich auf die alltäglichen Formen der Diskriminierung und Marginalisierung innerhalb der "metropolitanen Zone". Hierbei handelt es sich um Ausschlüsse, die innerhalb der anerkannten Grenzen der Gesellschaft stattfinden, wie z.B. soziale Ungleichheiten, Rassismus, Sexismus und andere Formen der Diskriminierung, die innerhalb des rechtlichen und wissenschaftlichen Rahmens der modernen westlichen Gesellschaft existieren. Santos' Theorie zielt darauf ab, die tief verwurzelten Ungleichheiten und Ausschlüsse, die durch die westliche Moderne geschaffen wurden, zu beleuchten und alternative Wissensformen und Gerechtigkeitskonzepte zu fördern.