Aus feministischer Perspektive wird der Wohlfahrtsstaat oft in mehreren Aspekten kritisiert: 1. **Traditionelle Geschlechterrollen**: Feministinnen argumentieren, dass viele Wohlfahrtsstaaten traditionelle Geschlechterrollen verstärken, indem sie Frauen hauptsächlich als Mütter und Hausfrauen betrachten. Dies zeigt sich in der Struktur von Sozialleistungen, die oft auf die Annahme basieren, dass Frauen primär für die Kinderbetreuung und Hausarbeit verantwortlich sind. 2. **Ungleiche Verteilung von Ressourcen**: Es wird kritisiert, dass Frauen oft weniger Zugang zu sozialen Sicherungssystemen haben, da sie häufiger in Teilzeit arbeiten oder in Berufen tätig sind, die schlechter bezahlt werden und weniger Sozialleistungen bieten. Dies führt zu einer geringeren sozialen Absicherung im Alter und bei Arbeitslosigkeit. 3. **Unbezahlte Arbeit**: Feministische Kritikerinnen betonen, dass der Wohlfahrtsstaat unbezahlte Arbeit, die überwiegend von Frauen geleistet wird, nicht ausreichend anerkennt und kompensiert. Dies betrifft insbesondere die Pflege von Kindern, älteren Menschen und Kranken. 4. **Mangelnde Unterstützung für Alleinerziehende**: Alleinerziehende, die überwiegend Frauen sind, erhalten oft nicht genügend Unterstützung, um Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung zu vereinbaren. Dies kann zu Armut und sozialer Ausgrenzung führen. 5. **Patriarchale Strukturen**: Es wird argumentiert, dass viele Wohlfahrtsstaaten patriarchale Strukturen aufrechterhalten, indem sie Machtverhältnisse und Abhängigkeiten zwischen den Geschlechtern nicht ausreichend hinterfragen und verändern. Diese Kritikpunkte zielen darauf ab, die Strukturen des Wohlfahrtsstaates so zu reformieren, dass sie zu mehr Geschlechtergerechtigkeit und einer besseren Anerkennung und Unterstützung der vielfältigen Lebensrealitäten von Frauen beitragen.