Sure 1, Al-Fātiha, ist die Eröffnungssure des Korans und hat eine zentrale Bedeutung im islamischen Gebet und Glauben. Sie besteht aus sieben Versen und wird oft als die "Mutter des Buches" bezeichnet. Hier ist eine Interpretation der einzelnen Verse unter Berücksichtigung des historischen Kontexts: 1. **Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen.** - Dieser Vers betont die Barmherzigkeit und Gnade Gottes. Im historischen Kontext des 7. Jahrhunderts in Arabien, wo der Islam entstand, war dies eine wichtige Botschaft, da viele Menschen an eine Vielzahl von Göttern glaubten, die oft als unbarmherzig und strafend dargestellt wurden. 2. **Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten.** - Dieser Vers drückt Dankbarkeit und Anerkennung gegenüber Gott aus, der als Schöpfer und Erhalter des Universums angesehen wird. In der damaligen polytheistischen Gesellschaft war dies eine klare Abgrenzung zu den vielen Göttern und Idolen, die verehrt wurden. 3. **Dem Allerbarmer, dem Barmherzigen.** - Die Wiederholung der Attribute "Allerbarmers" und "Barmherzigen" unterstreicht erneut die zentrale Rolle der Barmherzigkeit Gottes. Dies war besonders bedeutsam in einer Zeit, in der soziale Ungerechtigkeit und Stammesfehden weit verbreitet waren. 4. **Dem Herrscher am Tage des Gerichts.** - Dieser Vers betont die Vorstellung des Jüngsten Gerichts, an dem Gott über die Taten der Menschen richten wird. Dies war eine neue und bedeutende Vorstellung für die Menschen in Mekka, die an ein Leben nach dem Tod und göttliche Gerechtigkeit glaubten. 5. **Dir allein dienen wir, und Dich allein bitten wir um Hilfe.** - Dieser Vers betont die Monotheismus und die völlige Abhängigkeit von Gott. In einer Gesellschaft, die von polytheistischen Praktiken geprägt war, war dies eine klare Aufforderung zur Hingabe an den einen Gott. 6. **Führe uns den geraden Weg,** - Hier wird um göttliche Führung gebeten, um den richtigen und moralischen Weg im Leben zu finden. Dies war besonders wichtig in einer Zeit, in der moralische und ethische Leitlinien oft von Stammestraditionen und -gesetzen bestimmt wurden. 7. **Den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, nicht derer, die (in Deinem Zorn) erregt haben, noch derer, die irregegangen sind.** - Dieser Vers unterscheidet zwischen denen, die Gottes Gnade empfangen haben, und denen, die seinen Zorn erregt haben oder irregegangen sind. Dies könnte als eine Warnung und Ermahnung verstanden werden, den richtigen Weg zu folgen und sich von falschen Praktiken fernzuhalten. Die Sure Al-Fātiha dient als grundlegendes Gebet und Leitfaden für Muslime und spiegelt die zentralen Themen des islamischen Glaubens wider: Monotheismus, Barmherzigkeit, göttliche Führung und das Jüngste Gericht.