Bedeutet Gottes Erwählung Jeremias, dass Gottes Wille immer geschieht?

Antwort

Die Aussage, dass Gott den Propheten Jeremia „schon im Mutterleib erwählt“ habe (vgl. Jeremia 1,5), wird oft so verstanden, dass Gottes Wille allumfassend und bestimmend ist. In diesem Zusammenhang bedeutet es, dass Gott einen Plan für Jeremia hatte, noch bevor dieser geboren wurde, und dass Jeremia eine besondere Aufgabe als Prophet erhalten sollte. Ob daraus folgt, dass „wenn Gott etwas will, es so geschieht“, ist eine theologische Frage, die unterschiedlich beantwortet wird: 1. **Im klassischen Verständnis der Allmacht Gottes** (vor allem in Teilen des Christentums und Judentums) wird angenommen, dass Gottes Wille letztlich immer geschieht, weil Gott allmächtig ist. Die Erwählung Jeremias wäre dann ein Beispiel für Gottes souveränen Plan. 2. **Andere theologische Richtungen** betonen jedoch die Freiheit des Menschen. Auch wenn Gott einen Plan oder eine Berufung für jemanden hat, bleibt es dem Menschen überlassen, darauf zu antworten. Jeremia selbst zögert zunächst und fühlt sich der Aufgabe nicht gewachsen (Jeremia 1,6), aber Gott bestärkt ihn. 3. **Im Kontext der Bibel** gibt es viele Beispiele, in denen Menschen Gottes Willen widerstehen oder sich ihm entziehen (z.B. Jona). Das spricht dafür, dass Gottes Wille nicht immer automatisch geschieht, sondern dass der Mensch mit seiner Freiheit eine Rolle spielt. Zusammengefasst: Die Erwählung Jeremias zeigt, dass Gott einen Plan und eine Berufung für Menschen haben kann. Ob Gottes Wille immer zwangsläufig geschieht, ist eine Frage der Auslegung und hängt von der jeweiligen theologischen Sichtweise ab. In der Bibel gibt es Hinweise sowohl auf Gottes Souveränität als auch auf die Mitwirkung und Freiheit des Menschen.

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