Alfred Adler, ein bedeutender Psychologe und Begründer der Individualpsychologie, betonte die zentrale Rolle des Gemeinschaftsgefühls (auch als "soziales Interesse" bezeichnet) für die Charakterbildung. Nach Adler ist das Gemeinschaftsgefühl ein angeborenes Potenzial, das sich im Laufe des Lebens entwickeln muss. Es umfasst die Fähigkeit und Bereitschaft, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, mit ihnen zu kooperieren und sich als Teil der Gemeinschaft zu fühlen. Für die Charakterbildung hat das Gemeinschaftsgefühl folgende Bedeutungen: 1. **Soziale Integration**: Ein starkes Gemeinschaftsgefühl fördert die Integration in soziale Gruppen und Gemeinschaften. Menschen mit einem ausgeprägten Gemeinschaftsgefühl sind besser in der Lage, positive soziale Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. 2. **Selbstwertgefühl**: Das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein und einen Beitrag zu leisten, stärkt das Selbstwertgefühl. Menschen fühlen sich wertvoll und anerkannt, was zu einer positiven Selbstwahrnehmung beiträgt. 3. **Kooperation und Altruismus**: Ein ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl fördert kooperatives Verhalten und Altruismus. Menschen sind eher bereit, anderen zu helfen und gemeinsame Ziele zu verfolgen, was das soziale Gefüge stärkt. 4. **Psychische Gesundheit**: Ein starkes Gemeinschaftsgefühl ist eng mit psychischer Gesundheit verbunden. Es kann helfen, Einsamkeit und Isolation zu vermeiden, die oft zu psychischen Problemen führen. 5. **Persönliche Entwicklung**: Das Gemeinschaftsgefühl unterstützt die persönliche Entwicklung, indem es Menschen ermutigt, über ihre eigenen Bedürfnisse hinauszublicken und Verantwortung für das Wohl anderer zu übernehmen. Adler sah das Gemeinschaftsgefühl als einen wesentlichen Faktor für ein erfülltes und sinnvolles Leben. Er glaubte, dass die Förderung dieses Gefühls in der Erziehung und im sozialen Umfeld entscheidend für die Entwicklung eines gesunden und ausgeglichenen Charakters ist.