Alfred Adler, ein bekannter Psychologe und Begründer der Individualpsychologie, hat sich intensiv mit der Geburtenreihenfolge und deren Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt. Laut Adler bringt der Älteste einer Familie oft folgende Charakterzüge und Erwartungen mit sich: 1. **Verantwortungsbewusstsein und Führungsqualitäten**: Der Älteste wird häufig als verantwortungsbewusst und zuverlässig beschrieben. Da er oft die Rolle des "kleinen Erwachsenen" übernimmt, entwickelt er Führungsqualitäten und ein starkes Pflichtbewusstsein. 2. **Hohe Erwartungen**: Eltern neigen dazu, hohe Erwartungen an das älteste Kind zu stellen, da es das erste ist und sie oft besonders bemüht sind, alles "richtig" zu machen. Dies kann dazu führen, dass der Älteste sich stark unter Druck gesetzt fühlt, erfolgreich und vorbildlich zu sein. 3. **Streben nach Anerkennung**: Der Älteste sucht oft nach Anerkennung und Bestätigung von den Eltern und anderen Autoritätspersonen. Dies kann zu einem starken Leistungsstreben und Perfektionismus führen. 4. **Verhältnis zu Macht**: Da der Älteste oft eine Vorbildfunktion für die jüngeren Geschwister übernimmt, kann er ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle und Macht entwickeln. Er ist es gewohnt, Anweisungen zu geben und Verantwortung zu tragen, was sich in einem ausgeprägten Sinn für Autorität und Führung widerspiegeln kann. 5. **Konflikte mit jüngeren Geschwistern**: Das Verhältnis zu den jüngeren Geschwistern kann ambivalent sein. Einerseits kann der Älteste beschützend und fürsorglich sein, andererseits können Rivalitäten und Eifersucht entstehen, besonders wenn die jüngeren Geschwister versuchen, die Aufmerksamkeit der Eltern zu gewinnen. Adlers Theorien sind nicht universell und können je nach individueller Familiendynamik variieren, bieten jedoch wertvolle Einblicke in die möglichen psychologischen Auswirkungen der Geburtenreihenfolge.