Was sind mediterrane Wohlfahrtsstaaten?

Antwort

Mediterrane Wohlfahrtsstaaten sind eine Kategorie von Wohlfahrtsstaaten, die typischerweise in südeuropäischen Ländern wie Italien, Spanien, Griechenland und Portugal zu finden sind. Diese Staaten zeichnen sich durch bestimmte Merkmale aus, die sie von anderen Wohlfahrtsmodellen unterscheiden: 1. **Familienzentrierung**: In mediterranen Wohlfahrtsstaaten spielt die Familie eine zentrale Rolle bei der Bereitstellung von sozialer Unterstützung und Pflege. Familienmitglieder übernehmen oft die Verantwortung für die Betreuung von Kindern, älteren Menschen und Kranken. 2. **Geringe staatliche Sozialausgaben**: Im Vergleich zu anderen Wohlfahrtsstaaten, wie den skandinavischen oder kontinentaleuropäischen Modellen, sind die staatlichen Sozialausgaben in mediterranen Ländern tendenziell niedriger. Es gibt weniger umfassende staatliche Sozialleistungen und -dienste. 3. **Arbeitsmarkt**: Der Arbeitsmarkt in diesen Ländern ist oft durch hohe Arbeitslosigkeit und eine starke Segmentierung gekennzeichnet. Es gibt häufig eine klare Trennung zwischen gut geschützten, oft unbefristeten Arbeitsverhältnissen und prekären, oft befristeten oder informellen Arbeitsverhältnissen. 4. **Rolle der Kirche**: In vielen mediterranen Ländern spielt die katholische Kirche eine bedeutende Rolle im sozialen Bereich, insbesondere in der Bereitstellung von Wohlfahrtsdiensten und karitativen Aktivitäten. 5. **Pensionen und Renten**: Die Rentensysteme in mediterranen Wohlfahrtsstaaten sind oft großzügig, insbesondere für bestimmte Berufsgruppen, was zu einer relativ hohen Belastung der öffentlichen Finanzen führen kann. Diese Merkmale führen dazu, dass mediterrane Wohlfahrtsstaaten oft als weniger umfassend und weniger egalitär angesehen werden als andere Wohlfahrtsmodelle, wie z.B. die skandinavischen Wohlfahrtsstaaten.

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