Was ist die gespaltene Referenz der Metapher nach Paul Ricoeur?

Antwort

Paul Ricoeur, ein französischer Philosoph, hat in seiner Theorie der Metapher das Konzept der "gespaltenen Referenz" eingeführt. Diese Idee bezieht sich auf die Art und Weise, wie Metaphern sowohl auf die wörtliche als auch auf die metaphorische Bedeutungsebene verweisen. In einer Metapher gibt es zwei Ebenen der Referenz: 1. **Die wörtliche Referenz**: Dies ist die direkte, konventionelle Bedeutung der Wörter, die in der Metapher verwendet werden. 2. **Die metaphorische Referenz**: Dies ist die übertragene Bedeutung, die durch die metaphorische Verwendung der Wörter entsteht. Ricoeur argumentiert, dass eine Metapher eine Spannung zwischen diesen beiden Ebenen erzeugt. Diese Spannung führt zu einer "gespaltenen Referenz", bei der die Wörter gleichzeitig auf ihre wörtliche Bedeutung und auf eine neue, metaphorische Bedeutung verweisen. Diese doppelte Referenz ermöglicht es der Metapher, neue Bedeutungen und Einsichten zu schaffen, die über die wörtliche Bedeutung hinausgehen. Ein Beispiel wäre die Metapher "Zeit ist Geld". Wörtlich genommen sind Zeit und Geld zwei verschiedene Dinge. Metaphorisch jedoch wird eine neue Bedeutungsebene geschaffen, die die Knappheit und den Wert von Zeit betont, ähnlich wie bei Geld. Ricoeurs Konzept der gespaltenen Referenz zeigt, wie Metaphern komplexe Bedeutungen erzeugen und unser Verständnis von Sprache und Realität erweitern können.

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