Die Anti-D-Prophylaxe ist eine präventive Maßnahme, die eingesetzt wird, um die Entwicklung des Morbus haemolyticus neonatorum (MHN) zu verhindern. Dieser Zustand tritt auf, wenn eine Rh-negative Mutter Antikörper gegen die Rh-positiven roten Blutkörperchen ihres Fötus bildet, was zu einer Zerstörung der fetalen Erythrozyten führt. Hier ist eine detaillierte Erklärung, wie die Anti-D-Prophylaxe funktioniert: 1. **Grundlagen der Rh-Inkompatibilität**: - Menschen haben entweder Rh-positive oder Rh-negative Blutgruppen, basierend auf der Anwesenheit oder Abwesenheit des Rh(D)-Antigens auf der Oberfläche ihrer roten Blutkörperchen. - Wenn eine Rh-negative Frau ein Rh-positives Kind trägt, kann es während der Schwangerschaft oder Geburt zu einem Austausch von fetalem Blut in den mütterlichen Kreislauf kommen. - Das mütterliche Immunsystem erkennt die Rh(D)-Antigene als fremd und bildet Anti-D-Antikörper. 2. **Mechanismus der Anti-D-Prophylaxe**: - Die Anti-D-Prophylaxe besteht aus der Verabreichung von Anti-D-Immunglobulin (Anti-D Ig), einem Antikörper, der gegen das Rh(D)-Antigen gerichtet ist. - Das Anti-D Ig bindet an die Rh(D)-positiven Erythrozyten des Fötus, die in den mütterlichen Kreislauf gelangt sind. - Diese markierten Erythrozyten werden dann schnell von den Makrophagen in der Milz der Mutter abgebaut, bevor das mütterliche Immunsystem eine eigene Immunantwort entwickeln kann. - Dadurch wird die Bildung von mütterlichen Anti-D-Antikörpern verhindert. 3. **Zeitpunkt der Verabreichung**: - Anti-D Ig wird routinemäßig in der 28. bis 30. Schwangerschaftswoche verabreicht. - Eine weitere Dosis wird innerhalb von 72 Stunden nach der Geburt eines Rh-positiven Kindes gegeben. - Zusätzliche Dosen können bei Ereignissen verabreicht werden, die zu einem fetomaternalen Blutübertritt führen könnten, wie z.B. Fehlgeburten, Schwangerschaftsabbrüchen, Eileiterschwangerschaften, Blutungen in der Schwangerschaft, invasive pränatale Diagnostik (z.B. Amniozentese) oder Bauchtraumata. 4. **Wirkung und Sicherheit**: - Die Anti-D-Prophylaxe ist sehr effektiv und hat die Inzidenz des MHN erheblich reduziert. - Sie ist sicher und gut verträglich, mit seltenen Nebenwirkungen. Durch die Anti-D-Prophylaxe wird das Risiko, dass eine Rh-negative Mutter sensibilisiert wird und inigen Schwangerschaften Anti-D-Antikörper bildet, erheblich verringert. Dies schützt zukünftige Rh-positive Kinder vor dem Risiko des Morbus haemolyticus neonatorum.