Der Realismus ist eine literarische und künstlerische Strömung, die im 19. Jahrhundert aufkam und sich durch eine genaue und ungeschönte Darstellung der Wirklichkeit auszeichnet. Politisch gesehen entstand der Realismus in einer Zeit großer gesellschaftlicher Umbrüche und Veränderungen, die durch die Industrialisierung, die Revolutionen von 1848 und die Entstehung moderner Nationalstaaten geprägt waren. 1. **Industrialisierung**: Die rasche Industrialisierung führte zu tiefgreifenden sozialen Veränderungen, darunter die Urbanisierung und das Entstehen einer Arbeiterklasse. Realistische Werke thematisierten oft die Lebensbedingungen der Arbeiter und die sozialen Ungerechtigkeiten dieser Zeit. 2. **Revolutionen von 1848**: Diese Revolutionen, die in vielen europäischen Ländern stattfanden, waren Ausdruck des wachsenden Unmuts über die bestehenden politischen und sozialen Verhältnisse. Sie forderten mehr politische Teilhabe und soziale Gerechtigkeit. Der Realismus reflektierte diese politischen Spannungen und die Forderungen nach Reformen. 3. **Nationalstaatenbildung**: Die Entstehung moderner Nationalstaaten, wie die Einigung Deutschlands und Italiens, beeinflusste ebenfalls den Realismus. Nationale Identität und die politischen Kämpfe um Einheit und Unabhängigkeit wurden in der Literatur und Kunst thematisiert. 4. **Bürgerliche Gesellschaft**: Der Realismus spiegelte auch die Werte und Lebensweisen der aufstrebenden bürgerlichen Gesellschaft wider. Themen wie Ehe, Familie, Moral und die Rolle des Individuums in der Gesellschaft waren zentral. Autoren wie Gustave Flaubert, Charles Dickens und Theodor Fontane sind bekannte Vertreter des Realismus, die in ihren Werken die politischen und sozialen Realitäten ihrer Zeit darstellten.