Der Expressionismus, eine künstlerische Bewegung des frühen 20. Jahrhunderts, bricht in vielerlei Hinsicht mit den traditionellen Sprachkonventionen. Hier sind einige zentrale Aspekte: 1. **Subjektivität und Emotion**: Im Gegensatz zu den objektiven und oft distanzierten Darstellungen früherer Epochen legt der Expressionismus großen Wert auf die subjektive Wahrnehmung und intensive Emotionen. Dies zeigt sich in einer oft fragmentierten und assoziativen Sprache, die die innere Gefühlswelt der Figuren widerspiegelt. 2. **Verfremdung und Abstraktion**: Expressionistische Texte nutzen häufig verfremdende und abstrakte Sprachmittel, um die Realität zu verzerren und eine intensivere emotionale Wirkung zu erzielen. Dies kann durch ungewöhnliche Metaphern, Symbole und eine oft surreale Bildsprache geschehen. 3. **Bruch mit grammatischen und syntaktischen Regeln**: Um die Intensität und Unmittelbarkeit der Gefühle auszudrücken, brechen expressionistische Autoren oft bewusst mit grammatischen und syntaktischen Regeln. Dies kann sich in elliptischen Sätzen, ungewöhnlichen Wortstellungen und der Verwendung von Neologismen zeigen. 4. **Intensivierung durch Wiederholungen und Lautmalerei**: Wiederholungen und Lautmalerei werden häufig eingesetzt, um die emotionale Intensität zu steigern und die Leser oder Zuhörer direkt anzusprechen. Dies kann zu einer rhythmischen und musikalischen Qualität der Sprache führen. 5. **Thematische Radikalität**: Die Themen des Expressionismus sind oft radikal und beschäftigen sich mit existenziellen Fragen, sozialen Missständen und der inneren Zerrissenheit des modernen Menschen. Die Sprache spiegelt diese Radikalität wider, indem sie konventionelle Ausdrucksweisen hinter sich lässt und nach neuen, oft schockierenden Ausdrucksformen sucht. Ein Beispiel für den Bruch mit Sprachkonventionen im Expressionismus ist das Gedicht "Weltende" von Jakob van Hoddis, das durch seine apokalyptischen Bilder und die ungewöhnliche Sprachgestaltung die Zerrissenheit und das Chaos der Zeit ausdrückt.