Wurden um 1900 aufwendige Kunstbauwerke wie Viadukte und Talbrücken auch auf Nebenbahnen und Güterstrecken gebaut?

Antwort

Ja, auch um 1900 wurden aufwendige Kunstbauwerke wie Viadukte und Talbrücken auf Nebenbahnen und Güterstrecken gebaut, wenn es die topografischen Gegebenheiten erforderten. Zwar versuchte man bei Nebenbahnen und reinen Güterstrecken aus Kostengründen meist, teure Bauwerke zu vermeiden, indem man beispielsweise größere Umwege in Kauf nahm oder steilere Streckenführungen wählte. Dennoch ließen sich Brücken, Viadukte oder Tunnel in gebirgigen oder stark zergliederten Landschaften oft nicht vermeiden. Einige Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum belegen dies: - Die **Höllentalbahn** im Schwarzwald (Baden-Württemberg), eröffnet 1887 als Nebenbahn, weist zahlreiche Viadukte und Tunnel auf. - Die **Wutachtalbahn** („Sauschwänzlebahn“), ebenfalls eine Nebenbahn, wurde zwischen 1887 und 1890 mit mehreren großen Viadukten und Tunneln gebaut, um geringe Steigungen zu ermöglichen. - Auch auf Güterstrecken, etwa im Ruhrgebiet oder in Mittelgebirgen, wurden Brücken und Viadukte errichtet, wenn es für den Betrieb notwendig war. Die Bauweise war dabei oft einfacher und kostengünstiger als bei Hauptbahnen, aber die Ingenieurskunst kam auch auf Nebenstrecken zum Einsatz, wenn es die Landschaft verlangte. Die Entscheidung für aufwendige Kunstbauten hing also weniger von der Bedeutung der Strecke ab, sondern vielmehr von den örtlichen Gegebenheiten und den betrieblichen Anforderungen.

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