Was sagt die aktuelle Forschung zur Wirksamkeit von Sport bei psychischen Erkrankungen?

Antwort

Der aktuelle Forschungsstand zeigt, dass Sport und körperliche Aktivität einen signifikant positiven Einfluss auf verschiedene psychische Erkrankungen haben können. Besonders gut belegt ist die Wirksamkeit bei Depressionen und Angststörungen: **Depressionen:** Zahlreiche Metaanalysen und systematische Übersichtsarbeiten belegen, dass regelmäßige körperliche Aktivität depressive Symptome deutlich lindern kann. Die Effekte sind vergleichbar mit denen von Psychotherapie oder medikamentöser Behandlung, insbesondere bei leichten bis mittelschweren Depressionen. Empfohlen werden vor allem Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen. **Angststörungen:** Auch hier zeigen Studien, dass Sport angstlösende Effekte hat. Besonders wirksam sind moderate bis intensive Ausdaueraktivitäten. Die Wirkung ist sowohl kurzfristig (direkt nach dem Training) als auch langfristig nachweisbar. **Schizophrenie und bipolare Störungen:** Es gibt Hinweise, dass Sport die Lebensqualität, kognitive Funktionen und negative Symptome verbessern kann. Die Evidenz ist hier jedoch weniger stark als bei Depressionen und Angststörungen. **Stress und Burnout:** Körperliche Aktivität reduziert Stresssymptome und kann präventiv gegen Burnout wirken. **Mechanismen:** Die positiven Effekte werden unter anderem auf neurobiologische Veränderungen (z.B. Ausschüttung von Endorphinen, Serotonin, Dopamin), Verbesserung des Selbstwertgefühls, soziale Interaktion und Stressabbau zurückgeführt. **Empfehlungen:** Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Fachgesellschaften empfehlen mindestens 150 Minuten moderate körperliche Aktivität pro Woche als Teil der Behandlung psychischer Erkrankungen. **Einschränkungen:** Sport ist kein Ersatz, sondern eine Ergänzung zu anderen Therapieformen. Die Motivation zur Aufnahme und Aufrechterhaltung von Bewegung kann bei psychischen Erkrankungen erschwert sein, weshalb begleitende Unterstützung sinnvoll ist. **Fazit:** Sport ist ein wirksamer, nebenwirkungsarmer und kostengünstiger Baustein in der Behandlung und Prävention psychischer Erkrankungen, insbesondere bei Depressionen und Angststörungen. Die Forschungslage ist hier sehr robust, bei anderen Erkrankungen besteht weiterer Forschungsbedarf. Weiterführende Informationen: - [Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN)](https://www.dgppn.de) - [Weltgesundheitsorganisation (WHO) – Physical Activity](https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/physical-activity)

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