Die Kritik an Medikalisierung und Healthismus bezieht sich auf verschiedene Aspekte der modernen Gesundheitsversorgung und der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Gesundheit. 1. **Medikalisierung**: Dieser Begriff beschreibt den Prozess, durch den alltägliche Lebensprobleme und -zustände als medizinische Probleme betrachtet und behandelt werden. Kritiker argumentieren, dass dies zu einer Überdiagnose und Überbehandlung führt, wobei normale Lebensereignisse wie Trauer oder Stress als Krankheiten klassifiziert werden. Dies kann zu einer unnötigen Stigmatisierung von Menschen führen, die mit diesen Herausforderungen umgehen müssen, und zu einer Überlastung des Gesundheitssystems. 2. **Healthismus**: Healthismus bezeichnet die Überzeugung, dass Gesundheit ein individueller Wert ist, der durch persönliche Entscheidungen und Lebensstil beeinflusst werden kann. Kritiker sehen darin eine problematische Sichtweise, die soziale Ungleichheiten ignoriert. Healthismus kann dazu führen, dass Menschen, die gesundheitliche Probleme haben, für ihre Situation verantwortlich gemacht werden, ohne die Rolle von sozialen, wirtschaftlichen und umweltbedingten Faktoren zu berücksichtigen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl Medikalisierung als auch Healthismus in der Kritik stehen, weil sie dazu beitragen können, dass individuelle Verantwortung überbetont wird, während strukturelle und gesellschaftliche Faktoren, die die Gesundheit beeinflussen, vernachlässigt werden.