Die Wahrnehmung, dass es unter Kaiser Wilhelm II. weniger Repression und Korruption im Deutschen Kaiserreich gab, ist eine komplexe Frage und kann aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Hier sind einige mögliche Erklärungen: 1. **Politische Struktur und Reformen**: Unter Wilhelm II. gab es eine gewisse Liberalisierung und Modernisierung der politischen Strukturen. Obwohl das Kaiserreich eine konstitutionelle Monarchie war, gab es dennoch eine gewisse Entwicklung hin zu mehr parlamentarischer Mitbestimmung und politischen Reformen, die möglicherweise zu einer Reduktion von Repression und Korruption beigetragen haben. 2. **Öffentliche Meinung und Medien**: Die Rolle der Medien und die öffentliche Meinung gewannen an Bedeutung. Die Pressefreiheit war zwar eingeschränkt, aber es gab dennoch eine lebhafte Presselandschaft, die Missstände aufdecken konnte. Dies könnte dazu beigetragen haben, dass Korruption und Repression weniger toleriert wurden. 3. **Wirtschaftliche Entwicklung**: Die wirtschaftliche Blütezeit und der industrielle Fortschritt unter Wilhelm II. könnten ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Eine prosperierende Wirtschaft kann dazu führen, dass weniger Menschen auf korrupte Praktiken angewiesen sind und dass die Regierung weniger repressiv agiert, um soziale Unruhen zu vermeiden. 4. **Internationale Beziehungen**: Wilhelm II. legte großen Wert auf die internationale Stellung Deutschlands. Ein stabileres und weniger repressives Innenleben könnte als notwendig erachtet worden sein, um das internationale Ansehen zu wahren und diplomatische Beziehungen zu pflegen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Punkte nicht bedeuten, dass es keine Repression oder Korruption gab, sondern dass sie möglicherweise weniger ausgeprägt oder anders wahrgenommen wurden als in anderen Perioden oder unter anderen Herrschern.