Die Karolinger haben die Merowinger nicht direkt als Herrscherdynastie abgelöst, sondern vielmehr eine Art von Machtübernahme und -teilung vollzogen. Die Merowinger, die im 5. Jahrhundert an die Macht kamen, hatten im Laufe der Zeit an Einfluss und Autorität verloren, während die Karolinger, die ursprünglich als Hausmeier (Verwalter der königlichen Güter) dienten, an Macht gewannen. Ein wesentlicher Grund, warum die Karolinger die Merowinger nicht sofort ablösten, war die Notwendigkeit, die Legitimität ihrer Herrschaft zu sichern. Die Merowinger hatten eine lange Tradition und waren als königliche Familie anerkannt. Die Karolinger nutzten die Merowinger als eine Art Fassade, um ihre eigene Macht zu legitimieren. Dies geschah insbesondere unter Karl Martell, der die Merowinger als Marionettenkönige benutzte, um seine eigenen militärischen und politischen Erfolge zu festigen. Erst mit der Krönung von Karl dem Großen im Jahr 800, der die Merowinger endgültig marginalisierte, wurde die karolingische Herrschaft als eigenständige Dynastie anerkannt. Die Karolinger übernahmen somit die Macht schrittweise, ohne die Merowinger sofort zu stürzen, was ihnen half, die Unterstützung der Bevölkerung und der Adligen zu gewinnen.