Der Sturz des Sultans durch die Jungtürken, auch bekannt als die Jungtürkische Revolution von 1908, hatte tiefgreifende Ursachen und weitreichende Folgen für das Osmanische Reich. ### Ursachen: 1. **Politische Unzufriedenheit**: Die autokratische Herrschaft von Sultan Abdülhamid II. und seine repressive Politik führten zu weit verbreiteter Unzufriedenheit. Die Einschränkung von politischen Freiheiten und die Auflösung des Parlaments 1878 verstärkten den Wunsch nach Reformen. 2. **Nationale Bewegungen**: Innerhalb des multiethnischen Reiches wuchsen nationale Bewegungen, die nach mehr Autonomie oder Unabhängigkeit strebten. Diese Bewegungen wurden durch die Schwäche des Reiches und die Unterdrückung durch den Sultan befeuert. 3. **Militärische Niederlagen**: Wiederholte militärische Niederlagen und Gebietsverluste, insbesondere im Russisch-Osmanischen Krieg (1877-1878) und im Balkankrieg, schwächten das Vertrauen in die Regierung und zeigten die Notwendigkeit von Reformen. 4. **Wirtschaftliche Probleme**: Wirtschaftliche Schwierigkeiten, hohe Schulden und die Abhängigkeit von europäischen Mächten verschärften die Krise im Reich. Die wirtschaftliche Misere führte zu sozialer Unruhe und verstärkte den Druck auf die Regierung. 5. **Einfluss westlicher Ideen**: Die Verbreitung von liberalen und nationalistischen Ideen aus Europa inspirierte viele Intellektuelle und Offiziere, die sich in der Jungtürkischen Bewegung organisierten und für eine konstitutionelle Monarchie eintraten. ### Folgen: 1. **Wiederherstellung der Verfassung**: Die Jungtürken setzten die Verfassung von 1876 wieder in Kraft und riefen das Parlament erneut ein. Dies führte zu einer Phase der konstitutionellen Monarchie und einer gewissen Demokratisierung. 2. **Politische Instabilität**: Trotz der Reformen blieb das Reich politisch instabil. Es kam zu internen Machtkämpfen zwischen verschiedenen Fraktionen der Jungtürken und anderen politischen Gruppen. 3. **Nationalismus und Zentralisierung**: Die Jungtürken versuchten, das Reich zu zentralisieren und den türkischen Nationalismus zu fördern, was zu Spannungen mit den nicht-türkischen Bevölkerungsgruppen führte. 4. **Beteiligung am Ersten Weltkrieg**: Die Jungtürken führten das Osmanische Reich in den Ersten Weltkrieg auf der Seite der Mittelmächte, was letztlich zur Niederlage und zum Zerfall des Reiches führte. 5. **Ende des Osmanischen Reiches**: Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Vertrag von Sèvres 1920 verlor das Osmanische Reich den Großteil seines Territoriums. Die Gründung der Republik Türkei 1923 unter Mustafa Kemal Atatürk markierte das endgültige Ende des Osmanischen Reiches. Die Jungtürkische Revolution war somit ein Wendepunkt in der Geschichte des Osmanischen Reiches, der sowohl Reformen als auch neue Herausforderungen und letztlich den Untergang des Reiches mit sich brachte.